Umweltverband steigt aus Planung aus:Neuer Rückschlag für Olympia

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Grüne Spiele? Von wegen! Mit den Naturfreunden kündigt bereits der vierte Umweltverband die Kooperation mit den Münchner Olympia-Planern auf. Weitere könnten folgen.

Heiner Effern

München und Garmisch-Partenkirchen geraten bei der ökologischen Ausrichtung ihrer Bewerbung um die olympischen Winterspiele 2018 immer stärker unter Druck. Nach dem Ausstieg des Deutschen Naturschutzrings (DNR) aus der Zusammenarbeit mit den Bewerbern ziehen wohl die Naturfreunde als nächster Umweltschutzverband nach. "Wie ich es sehe, werden wir nein zu der Bewerbung sagen", erklärte der Bundesvorsitzende der Naturfreunde, Michael Müller. "Ich persönlich hätte das schon früher gemacht."

Ob die Olympia Skisprungschantze in in Garmisch-Partenkrichen bei den Winterspielen 2018 zum Einsatz kommen wird, ist noch unklar. Umweltverbände halten die ökologische Ausrichtung der Olympia-Bewerbung für mangelhaft. (Foto: dpa)

Die offizielle Entscheidung werde am 28. September in einer Vorstandssitzung fallen, doch die Tendenz sei eindeutig, sagte Müller. Die Ökologie habe in der Bewerbung nicht die Bedeutung, die ihr zukomme. Insbesondere die Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sei in dieser Frage naiv und verengt. "Ich kann nicht verstehen, dass der DOSB diese Problematik nicht begriffen hat." Die Ökologie dürfe bei Winterspielen 2018 nicht grünes Beiwerk sein, sie müsse ein zentrales Thema sein. "Da reichen zwei, drei Schutzprojekte nicht aus." Ein paar engagierte Naturschützer, die es in der Bewerbungsgesellschaft durchaus gebe, seien einfach zu wenig.

Mit ihrem Ausstieg verschärfen die Naturfreunde die Situation der Bewerber, die mit dem Anspruch auftreten, umweltverträgliche Winterspiele auszurichten. Sechs Umweltverbände hatten anfangs in der Fachkommission Umwelt mitgearbeitet. Der Bund Naturschutz und der Verein zum Schutz der Bergwelt stiegen frühzeitig aus, weil sie umweltverträgliche Spiele nicht für möglich hielten. Der Deutsche Naturschutzring, Dachverband von 96 Umweltverbänden, kam kurz vor Bewerbungsschluss zum gleichen Ergebnis, ebenso wie wohl auch die Naturfreunde.

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) stellte der Bewerbungsgesellschaft am Montag ein Ultimatum. Nur wenn ein weitreichender Schutz der Bergwelt und Moore im Oberland garantiert werde, engagiere sich der LBV weiter, hieß es in einer Mitteilung. LBV-Chef Ludwig Sothmann bestätigte, dass dies die letzte Chance sei. Der Vorstand werde sich nach einer Frist zusammensetzen und erneut über einen Verbleib in der Fachkommission beraten. Einzige Motivation hierfür sei ohnehin, bei einem möglichen Zuschlag das Optimum für die Umwelt herauszuholen.

"Haarsträubende handwerkliche Fehler"

"Wir waren nie für die Winterspiele", sagte Sothmann. Er rügte die "haarsträubenden handwerklichen Fehler" der Bewerbungsgesellschaft etwa beim Scheitern des geplanten Biosphären-Reservats. Den Ausstieg des DNR trage er als Präsidiums-Mitglied voll mit. "Wir werden beim LBV aber autonom entscheiden, es gibt da keinen Druck vom DNR."

Mit der eindeutigen Positionierung von DNR, Naturfreunden und LBV gerät auch der Deutsche Alpenverein (DAV) weiter unter Druck. Er ist als einziger anerkannter Umweltverband der Meinung, dass umweltverträgliche Winterspiele in München und Garmisch möglich seien. "Die Arbeit der Fachkommission Umwelt ist nach anfänglichen Schwierigkeiten in den letzten Wochen durchaus erfolgreich verlaufen. Wir sind mittlerweile der Überzeugung, dass München 2018 sowohl bei den Spielen selbst als auch bei der Umsetzung der begleitenden Umwelt-Leitprojekte Maßstäbe für die Durchführung von umweltverträglichen Winterspielen setzen kann", sagte DAV-Präsident Ludwig Wucherpfennig.

Gleichzeitig kritisiert der DAV den DNR scharf und fordert eine Erklärung, warum dieser ohne Rücksprache ausgestiegen sei. Wenn unter seinen Mitgliedern unterschiedliche Meinungen herrschten, müsse sich der Dachverband neutral bleiben. Es schwingt der Vorwurf mit, dass der DNR dem Druck des Bundes Naturschutz nachgegeben habe.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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