Umbau des Augsburger Eisstadions:Dach zu, Fragen offen

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Ein neues Stadion, bei dem die Fans vn vielen Plätzen nichts sehen können - der Umbau der Ausburger Arena wurde von vielen Pannen begleitet. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Billig war der Umbau der Augsburger Eisstadions nicht - und zu den Kostn von 27,6 Millionen Euro kam noch eine Reihe von Pannen. Oberbürgermeister Gribl sieht das anders: Bei einem Baustellenbesuch deutet er das Debakel zur Erfolgsgeschichte um.

Von Stefan Mayr

Kurt Gribl steht unter einem mächtigen silberfarbenen Belüftungsrohr, aus dem ein graues Kabel heraushängt. Der Augsburger Oberbürgermeister schwärmt von der "zukunftsweisenden LED-Beleuchtung" die demnächst über der Eisfläche des Curt-Frenzel-Stadions erstrahlen werde. Er spricht von einem "unglaublich beeindruckenden Schmuckkästchen", das im Vergleich zu anderen deutschen Eisstadien eine "Benchmark" darstelle.

Wenn man dem gut gelaunten CSU-Mann so zuhört, könnte man meinen, der Umbau der Arena sei vollkommen problemlos verlaufen und böte Anlass zu grenzenlosem Stolz. So ist es aber nicht: Wenn das Stadion am 15. September mit dem DEL-Spiel der Augsburger Panther gegen die Straubing Tigers eröffnet wird, dann geschieht dies mit einem Jahr Verspätung und vielen offenen Fragen.

Wie konnte es passieren, dass die Zuschauer auf den Tribünen zunächst einen Großteil der Eisfläche nicht sehen konnten? Wie konnte es passieren, dass das Stadion ganz anders, viel größer und viel teurer gebaut wurde, als es der Stadtrat ursprünglich beschlossen hatte? Diese zwei Fragen stellen sich seit Monaten Stadträte, Eishockeyfans und Steuerzahler.

Antworten sollte der Kommunale Prüfungsverband geben. Er wurde auf Druck der Stadtrats-Opposition beauftragt, das Baudebakel zu untersuchen.

Der Bericht liegt nun vor, allerdings hat ihn OB Gribl bislang nur den Fraktionsvorsitzenden übergeben - mit der Aufforderung, das Dokument keinem Dritten weiterzugeben. Gribl ließ bei der Baustellenbesichtigung immerhin durchblicken, dass der KPV das Vorgehen der Stadt kritisiert: "Künftig wird es so sein, dass alle wesentlichen Änderungen vom Stadtrat beschlossen werden", räumte Gribl kleinlaut ein. Dies war auf der Pannen-Baustelle nicht der Fall.

2009 hatte der Stadtrat beschlossen, das an drei Seiten offene und in die Jahre gekommene Stadion einzuhausen, um den Anforderungen der höchsten deutschen Eishockey-Liga (DEL) gerecht zu werden. In einem Grundsatzbeschluss wurden die Kosten auf 16,2 Millionen Euro und das künftige Fassungsvermögen auf 5360 Zuschauer beziffert. Die Durchführung des Umbaus wurde der Tochtergesellschaft für Stadtentwicklung und Immobilienbetreuung (AGS) übertragen. Und diese plante erst einmal kräftig um. Mit der Folge, dass ohne Stadtratsbeschluss mehr als 100 Bäume mitten in der Altstadt gefällt wurden, dass sich das Fassungsvermögen um 1400 Plätze und die Kubatur um 20 Prozent erhöhte. Und mit dem Nebeneffekt, dass die Sichtbedingungen miserabel waren. Die Stadt musste umplanen, die neuen Tribünen abreißen und neu errichten. Jetzt werden die Gesamtkosten auf 27,6 Millionen Euro taxiert - also zehn Millionen mehr als einst geplant.

Das Stadion soll nun 6500 Zuschauer fassen - mit 500 Plätzen im Business- und Gastronomie-Bereich, 300 VIP-Logen-Plätzen und 57 Plätzen für Rollstuhlfahrer. Die Fassade - sie soll weiß leuchten wie eine Eisscholle - wird frühestens im Dezember fertig. Bis dahin ist die Außenhaut nicht wasserdicht. Deshalb standen jüngst schon die Kabinen und Kioske unter Wasser. Die Frage, was bei einem Unwetter an einem Spieltag passiert, blieb offen. Stattdessen sprach OB Gribl von einem "städtebaulichen Akzent", den das Stadion mit fertiger Fassade darstellen werde.

Die Panther hätten vor dem ersten Punktspiel gerne auch noch ein Testmatch in der neuen Arena absolviert, um organisatorische Abläufe abzustimmen. Das wird nach Angaben der Planer nicht klappen. "Das macht mir große Sorgen", sagt Panther-Gesellschafter Lothar Sigl. Er kennt diese Situation aber schon aus 2012 und nimmt das drohende Chaos mit Galgenhumor: "Wir sind ja schon berühmt für unsere Kaltstarts."

© SZ vom 20.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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