Übergriffe durch Polizei:Polizist soll Taxifahrer angegriffen haben

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Schon wieder ein neuer Fall in einer Reihe von polizeilichen Übergriffen in Bayern: In Erlangen soll ein Zivilbeamter einem Mann ins Gesicht geschlagen und ihn am Kragen gepackt und geschüttelt haben.

Olaf Przybilla

Mansour Khalili wollte den Mann in der Limousine nur darauf aufmerksam machen, dass dessen Wagen die Ausfahrt vom Taxistand versperrt - und das direkt vor dem Erlanger Waldkrankenhaus. Eine halbe Stunde stand die Limousine schon da, als der Taxifahrer Khalili die Scheibe runterließ und den Mann bat, endlich die Ausfahrt vor dem Klinikum freizugeben.

In Bayern soll es künftig zwei Dienststellen geben, in denen interne Ermittler Vorwürfen gegen Polizisten nachgehen. (Foto: WOR)

Das hätte er besser nicht getan, sagt Khalili, denn der Fahrer habe seinen Geldbeutel samt Dienstausweis herausgeholt, habe damit in Richtung des Gesichts von Khalili geschlagen und habe angefangen zu brüllen: "Ich bin die Polizei", "ich bin die Polizei". Wohl an die fünfmal schrie er, bis Khalili entgegnete: "Sie missbrauchen Ihren Dienstausweis." Dann verständigte Khalili die Polizei. Auch das bekam ihm nicht gut, denn als er aus dem Taxi gestiegen sei, habe der Mann ihn am Kragen gepackt und geschüttelt.

Vor einer Woche soll sich das so in Erlangen zugetragen haben - und mindestens eines ist inzwischen sicher: Bei dem Mann in der Limousine handelte es sich tatsächlich um einen Polizisten, einen Mann von der Kriminalpolizei. Nach dem Vorfall, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, habe sich der Beamte bei seiner Dienststelle gemeldet und den Vorgang geschildert.

Tatsächlich war der Mann dienstlich im Klinikum, er sollte jemanden vernehmen. Wie der Beamte sein Handeln rechtfertigt, darüber macht das Präsidium keine Angaben. Nur so viel: Die Kriminalpolizei habe inzwischen die Ermittlungen aufgenommen, wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. Tatsächlich erlitt der Taxifahrer Khalili eine Schramme an der Stirn.

Die Karten für den Kriminalpolizisten dürften nicht gut stehen: Denn ein Patient, der Ingenieur Siegfried K., bestätigt die Schilderung des Taxifahrers. K. sagt, er habe zwar nicht erkennen können, ob der Polizist bei seinem Fuchteln den Taxifahrer tatsächlich im Gesicht getroffen habe. Alles andere aber, "das extrem aggressive Verhalten" und das "völlig inakzeptable Gebrüll" - das alles sah und hörte der Zeuge K.

Der Erlanger Fall ist nicht der einzige neue in der Serie von polizeilichen Übergriffen: Auch die Kriminalpolizei Hof ermittelt derzeit wegen eines Vorfalls in Bayreuth, bei dem einem Mann bei einer nächtlichen Personenkontrolle ins Gesicht geschlagen worden sein soll. Der Mann behauptet, er habe die beiden Polizisten bei der Kontrolle aufgefordert, ihren Dienstausweis zu zeigen. Darauf soll es zu einem Handgemenge gekommen sein und zu dem Schlag ins Gesicht. "Wir sind verpflichtet, dieser Sache nachzugehen", sagt eine Sprecherin des Präsidiums Oberfranken.

© SZ vom 07.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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