Suche nach Peggys Leiche:Polizei findet Knochenreste

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Vor zwölf Jahren verschwand Peggy, seit drei Tagen sucht die Polizei in Lichtenberg wieder nach der Leiche des Mädchens - und ist jetzt erstmals fündig geworden. Noch ist allerdings nicht klar, ob es sich bei dem Fund um tierische oder menschliche Knochen handelt.

Von Katja Auer, Lichtenberg

Es ist Tag drei in Lichtenberg und schon Nachmittag als Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz es verkündet: Knochensplitter hat man gefunden in dem rosafarbenen Haus am Marktplatz. Neun Stück, Fragmente nur, und es ist noch nicht klar, ob es menschliche oder tierische Überreste sind. Und schon gar nicht, ob es Peggy ist, die man dort entdeckt hat.

Seit drei Tagen gräbt die Polizei in dem Anwesen, wo einmal eine Terrasse war, ist jetzt ein großes Loch. Die Ermittler suchen nach der Leiche von Peggy, dem neunjährigen Mädchen, das vor zwölf Jahren spurlos verschwand. Der Springbrunnen ist abgebaut, das Kopfsteinpflaster herausgerissen und das Erdreich zwei Meter tief ausgebaggert. An der Hauswand hängt ein Relief des heiligen Georg, der gerade den Drachen tötet.

Zwei Meter tief hat man gegraben, aber da war nichts. Die Knochensplitter sind unter dem Wintergarten aufgetaucht, die Polizei sucht auch im Haus. Der dort entdeckte Hohlraum gehöre zu einem durchlaufenden Kanalsystem, sagt Schmalz, so könnte es auch sein, dass Leichenteile fortgespült worden seien. Auch im Keller habe man einen Hohlraum entdeckt, sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter, dort soll am Donnerstag weitergesucht werden.

Der Oberstaatsanwalt ist vorsichtig, erst die Gerichtsmedizin werde feststellen können, ob die Knochen tatsächlich von Peggy stammen. Das kann bis zu einer Woche dauern. Das rosafarbene Haus steht direkt neben der Kirche, und dort soll früher einmal ein Friedhof gewesen sein. Auch von daher könnten die Knochenstücke kommen.

"Deutlicher Anfangsverdacht"

Schmalz betont, dass man nicht einfach losgegraben habe. Die Aktion hat das 1100-Einwohner-Städtchen im Frankenwald aufgeschreckt, das seit dem Verschwinden von Peggy nicht zur Ruhe kommt. Es habe "einen deutlichen Anfangsverdacht" gegeben, sagt Schmalz, "da genügt kein anonymes Schreiben".

Ein solches soll es allerdings auch gegeben haben und andere Erkenntnisse aus den Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr nach verschiedenen Medienberichten wieder aufgenommen hat. Dabei gehe es vor allem darum, die Leiche von Peggy zu finden, sagt Schmalz. Als Mörder wurde 2004 der geistig behinderte Ulvi Kulac verurteilt, an dessen Schuld aber viele in Lichtenberg zweifeln.

Mit dem rosafarbenen Haus ist auch dessen Besitzer in den Fokus der Ermittler geraten, auch wenn der Oberstaatsanwalt betont, dass er nicht als tatverdächtig gilt. "Ich habe keine Anhaltspunkt, dass er im Zusammenhang mit dem Mordfall Peggy eine strafbare Handlung begangen hat", sagt Schmalz. Außerdem war der Wintergarten im Jahr 2001 noch nicht gebaut, und der Hinterhof sei frei zugänglich gewesen. Für jedermann. Aber der Hausbesitzer ist vorbestraft, er saß wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis. 2008 wurde er zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil er von 1999 bis 2003 zwei Mädchen missbraucht hatte. Sie waren im gleichen Alter wie Peggy, und die verschwand 2001.

Diese Aspekte hätten auch dazu beigetragen, dass nun in dem Haus gegraben wurde, sagt Schmalz. Am Montag waren außerdem zwei andere Anwesen durchsucht worden, eine davon soll die Scheune des Hausbesitzers in Thüringen sein.

Warum all das erst zwölf Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens passiert, darauf kann niemand eine konkrete Antwort geben. Die "neuen Erkenntnisse" habe es eben damals noch nicht gegeben, sagt Schmalz. Der Besitzer des rosafarbenen Hauses sei 2001 ein völlig unbescholtener Bürger gewesen, der sich nicht einmal eine Verkehrswidrigkeit habe zuschulden kommen lassen. In seinem Haus wird am Donnerstag weitergegraben werden.

© SZ vom 25.4.2013/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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