Stoiber und die CSU:Der ewige Zauderer

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Edmund Stoibers Parteifreunde hoffen, dass der frühere bayerische Regierungschef für den Landtag kandidiert. Von mehreren Seiten wird er bekniet - aber Stoiber ziert sich.

Kassian Stroh und Sebastian Beck

Jetzt macht auch noch der eigene Sohn Druck auf ihn: "Ja zum Standortvorteil Stoiber" ist die Pressemitteilung der Jungen Union (JU) im Landkreis Wolfratshausen übertitelt. Darunter steht auf zwei Seiten, warum der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber noch einmal für den Landtag kandidieren soll.

CSU-Kandidaten: Edmund Stoiber ... (Foto: Foto: ddp)

Die Bittschrift ist vom JU-Kreisvorstand einstimmig verabschiedet worden. Der stellvertretende Kreisvorsitzende heißt Dominic Stoiber und ist der Sohn des einstigen Regenten, den Nostalgiker in der CSU neuerdings wieder herbeisehnen.

Doch Stoiber ziert sich. Über den Stand des Entscheidungsprozesses im Hause Stoiber will oder kann Dominic Stoiber nichts sagen. Und aus dem Büro des Vaters ist nur zu erfahren, es gebe nichts Neues. Was heißt: Nach Ostern will sich Stoiber mit seinen Parteifreunden im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen beraten. Dabei wüsste nicht nur die Kreis-CSU gern, ob mit dem langjährigen Regierungschef wieder zu rechnen ist.

Die Lage ist kompliziert. Weniger weil sich Stoiber schon seit einem Jahr nicht erklärt. Vielmehr wollte die Kreis-CSU die Kandidatenfrage erst nach der Kommunalwahl entscheiden, offenbar um Martin Bachhuber eine Hintertür offenzuhalten. Zwar rechnete in der CSU jeder damit, dass der Bürgermeister von Bad Heilbrunn zum Landrat gewählt werden würde, doch nun hat Bachhuber verloren und steht ohne Amt da.

Für diesen Fall soll Stoiber dem 54-Jährigen das Landtagsmandat angeboten haben, heißt es in der CSU. Das Problem ist jedoch, dass Bachhuber, der 24 Jahre lang Bürgermeister war, seit der verlorenen Stichwahl vom Sonntag am Boden zerstört ist und noch am Wahlabend eine Kandidatur ausschloss: "Das ist kein Thema für mich. Ich bin Kommunalpolitiker." Und es gibt CSU-Vertreter, die sagen, dass Bachhuber dabei bleibe, auch wenn er noch bearbeitet werden sollte.

Was Stoiber selbst will, darüber scheinen auch die örtlichen CSU-Vertreter unsicher zu sein. Manche sagen, er werde nicht mehr antreten. Auch weil schwer vorstellbar ist, wie der frühere Regierungschef einen einfachen Abgeordneten geben will. Seit seinem Rücktritt im September tauchte er nur selten im Landtag auf. Andererseits hat die Tölzer CSU ein Kandidatenproblem. Neben Bachhuber käme vielleicht Heiko Arndt in Frage, 43 Jahre alt und CSU-Fraktionschef im Kreistag. Der laufe sich bereits warm, ist zu hören. Ansonsten sind Kandidaten rar.

Zusätzlich verzwickt wird die Sache dadurch, dass Stoibers Stimmkreis 110 auch Teile des Landkreises Garmisch-Partenkirchen umfasst, der in zwei Stimmkreise zerschnitten ist. Von dort zog über die Liste auch der Abgeordnete Johann Neumeier in den Landtag ein. Der würde das Direktmandat wohl gern übernehmen. Nur stellen in der Nominierungsversammlung die Parteifreunde aus Bad Tölz-Wolfratshausen zwei Drittel der Delegierten. Den Vorteil, damit einen Kandidaten aus den eigenen Reihen küren zu können, wollen sie sich offenbar nicht nehmen lassen.

Klar ist nur: Die Entscheidung fällt bald. Nächste Woche trifft sich die engere Führung der Kreis-CSU mit Stoiber, am 8. April tagt der Vorstand. Dem gehört auch Dominic Stoiber an. Spätestens dann dürfte er erfahren, was sein Vater machen wird.

© SZ vom 20.03.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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