Stimmkreis Ebersberg:Zwischen Grün und CSU

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Johanna Weigl-Mühlfeld tritt für die ÖDP an - als erste und einzige ÖDP-Kreisrätin. Die 48-Jährige gilt als resolut, "unterkühlt und unnahbar".

Stefan Salger

Erst seit den vergangenen Kommunalwahlen übt Johanna Weigl-Mühlfeld ein politisches Amt aus-als erste und einzige ÖDP-Kreisrätin. Und doch haben die zurückliegenden Jahre bewiesen, dass die 48-Jährige, die auf Platz drei der ÖDP-Liste für den Bezirkstag kandidiert, ein durch und durch politischer Mensch ist. Sie ist Mitbegründerin des Bürgerforums Mobilfunk Baiern. Und 17 Jahre lang scheute sie als Vorsitzende des Kinder- und Jugendvereins keine Diskussion, wenn es um familiäre Werte, aber auch um die Verantwortung der Kommune ging.

Johanna Weigl-Mühlfeld tritt im Stimmkreis Ebersberg für die ÖDP an (Foto: Foto: Renate Schmidt)

Die in Baiern geborene und gemeinsam mit neun Schwestern auf einem Bauernhof aufgewachsene alleinerziehende Mutter eines 17-jährigen Sohns und einer 14-jährigen Tochter machte sich dabei in der Gemeinde einen Namen. Resolut sei sie, heißt es dort. Kritiker nennen ihren Einsatz hinter vorgehaltener Hand aber auch mal als verbohrt und empfinden Weigl-Mühlfeld als "unterkühlt und unnahbar". Mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit hat die Elternbeirätin am Grafinger Gymnasium aber durchaus zählbare Erfolge errungen: ein leerstehendes Bauernhaus wurde zum Jugendhaus ausgebaut, ein Gemeindeblatt gegründet, und eine Art bürgerliche Koalition zusammengeschmiedet, um innerörtliche Standorte für Mobilfunkanlagen zu verhindern.

Im Kreistag machte sie auf den beiden bisherigen Sitzungen bereits mit Anträgen und Wortmeldungen auf sich aufmerksam. Einen "durchaus sympathischen, engagierten und couragierten Eindruck" habe die Kollegin von der ÖDP auf ihn gemacht, sagt CSU-Fraktionsvorsitzender Martin Wagner. Die "manchmal etwas vielen Fragen" schreibt er dem Umstand zu, dass Weigl-Mühlfeld in diesem Gremium des Landkreises auf sich gestellt sei und hier noch wenig Erfahrung habe. Als "Bereicherung" empfindet Grünen-Fraktionsvorsitzende Waltraud Gruber die Kollegin von der ÖDP. Gruber: "Die ist einfach gut, da gibt es schon Schnittstellen." Freilich gibt es an der Basis der Grünen auch Leute, die den Kopf schütteln darüber, dass diese ihr politisches Talent für die kleine, konservative Ökopartei einsetzt und Angebote der Grünen verschmähte.

Johanna Weigl-Mühlfeld freilich fühlt sich gut aufgehoben im Spektrum zwischen CSUund Grünen und möchte sich nicht vereinnahmen lassen. Die studierte Betriebswirtin, die als Programmiererin beim Münchner ifo-Institut arbeitet, sieht sich selbst als "wertkonservative Ökologin". Parteispenden von Konzernen lehnt sie grundsätzlich ab, Gleiches gilt für einige Positionen von Grünen und SPD. Familienarbeit zu Hause gelte es viel stärker zu honorieren und unbürokratisch zu fördern-beispielsweise mit einem Erziehungsgeld in den ersten drei Lebensjahren, aber auch in der Altenpflege.

Und die Aufsicht von Seniorenheimen sei auf Bezirkstagsebene sinnvoller, weil unabhängiger, angesiedelt als auf Kreisebene. Kritik ernten die Grünen für ihre liberalen Positionen beim Schwangerschaftsabbruch. Weigl-Mühlfeld möchte nicht hinnehmen, dass behinderte Kinder bis zum letzten Tag abgetrieben werden dürfen. Doch auch die CSU mache Fehler: Die Sozialkürzungen der letzten Jahre müssten "zurückgedreht werden".

Weigl Mühlfeld strebt in die politische Verantwortung. Auf einen weiten Horizont deuten dabei die drei sehr unterschiedlichen Vorbilder hin, die sie verschmitzt nennt: Mutter Teresa, Jeanne D'Arc sowie Pippi Langstrumpf. Nur auf einem Feld räumt die ÖDP-Politikerin augenzwinkernd schon mal Defizite ein: "Kochen, das kann ich nicht gut." Im Bezirkstag wäre dieses Manko verschmerzbar.

© SZ vom 15.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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