In der Spessartgemeinde Mespelbrunn attackiert ein Bussardpärchen regelmäßig Jogger und Wanderer. Ein halbes Dutzend Angriffe sind inzwischen zu beklagen. Ein Gespräch mit Bürgermeister Erich Schäfer, 57, über Sturzflüge, örtliche Schutzschirme und die Sicherheit der Mespelbrunner Schlossfestspiele.
SZ: Was ist denn bei Ihnen los?
Schäfer:Was soll denn hier los sein?
Greifvögel gehen am Waldrand auf Passanten los. Jogger müssen in Mespelbrunn vor Angriffen aus der Luft fliehen. Und das offenbar immer wieder.
Ach so, das. Was soll ich sagen: Das ist hier so, seit letztem Jahr. Haben wir im Mitteilungsblatt auch so bekannt gemacht.
Eine Frau musste eine Woche lang krank geschrieben werden, weil sich ein Bussardpaar auf sie gestürzt hat. Was treibt denn diese Tiere an im Spessart?
Mein Gott, die haben halt ihren Horst da oben und ziehen dort Junge groß. Und bei Joggern und Wanderern reagieren sie eben empfindlich. Und dann geht's offenbar notfalls im Sturzflug auf die Leut' los.
Platzwunde am Kopf, gestauchter Halswirbel - zehnmal hat das Tier eine Frau angegriffen. An einem Sonntagmorgen.
Ja, gar keine Frage, das ist überhaupt nicht lustig, wenn man davon nichts weiß. Aber genau deswegen haben wir ja nach dem ersten Angriff in diesem Jahr gewarnt davor. Im Mitteilungsblatt. Entweder man meidet diese Stelle - oder man muss halt mit solchen Attacken rechnen.
Das kann's doch wohl nicht sein.
Ja, was wollen Sie denn machen? Ich kenn' einen Jogger hier in Mespelbrunn, der hat irgendwo daheim seinen Prügel stehen - und wenn er an der Stelle mit den beiden Bussarden vorbei will, dann nimmt der halt seinen Prügel mit.
Seinen Prügel?
Einen Stock halt.
Einen Stock beim Joggen? Der Vogelschutzbund rät: Hut soll man tragen.
Ja klar. Haben Sie schon mal einen Jogger mit Filzhut gesehen? Also ich weiß ja nicht.
Okay, dann vielleicht doch besser den Prügel.
Oder Sie nehmen einen Regenschirm mit, irgendwas zum Vertreiben eben. Ich hab' das Problem nicht, ich lauf da nicht rum.
Was aber schon sehr schade ist: Ist das Angriffsgebiet nicht dieser berühmte Fränkische Marienweg?
Der Marienweg geht da direkt vorbei, das schon. Der Weg aber, wo attackiert wird, ist der herrliche Panoramapfad nebendran. Auf dem Marienweg selbst hat der Vogel bislang niemanden angegriffen.
Über den Fränkischen Marienweg hält jemand seine schützende Hand.
Offenbar. Also jetzt mal im Ernst: Was mit den beiden Bussarden seit letztem Jahr los ist - wir wissen es einfach nicht. Ob sie mal aufgeschreckt wurden, was immer passiert ist, man steckt einfach nicht drin. Wir können nichts machen dagegen. Nichts.
Sogar ein Mespelbrunner Gemeinderat wurde schon Vogel-Opfer.
Ja, stimmt schon, aber was soll's auch? Man sondert bekanntlich noch keine schützende Duftmarke ab, nur weil man irgendwo Gemeinderat ist.
Sind wenigstens die Besucher des Schlosses Mespelbrunn sicher?
Vergessen Sie es. Das Schloss ist am anderen Ende des Ortes. Für Touristen ist die Bussard-Sache völlig uninteressant. Darf ich auch mal was fragen?
Klar.
Wieso berichtet ihr nicht lieber über unsere Festspiele am Schloss? Das Wirtshaus im Spessart! Ein absoluter Erfolg wieder dieses Jahr, die Originalkulisse, alles Laiendarsteller, praktisch immer ausverkauft, super Aufführung. Der Fritz von Thurn und Taxis war außer sich vor Begeisterung.
Der Sportreporter? Was macht der im Spessart?
Der sucht da einfach Kultur. Findet er in München offenbar nicht. Also zu uns hoch in den Spessart.
Und diese Festspiele - die sind wirklich bussardsicher?
Meine Hand drauf.