Sozialmesse:Überzeugungstäterin

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Emilia Müller eröffnet die ConSozial - vielleicht zum letzten Mal

Von Dietrich Mittler, München/Nürnberg

Manchen Zeitgenossen mag die CSU-Politikerin Emilia Müller derzeit als eher verschlossen, ja geheimnisvoll erscheinen. Etwa jenen, die im Stillen darüber rätseln, ob sie am kommenden Mittwoch in Nürnberg die Messe ConSozial das letzte Mal als bayerische Sozialministerin eröffnen wird. Aufhören oder Weitermachen, das ist hier die Frage. "Vielleicht hat sie sich in ihrem innersten Herzen ja bereits für eine der beiden Optionen entschieden, aber offiziell ist das noch nicht", sagt einer ihrer Parteifreunde. Vieles, so sagen wiederum andere, hänge davon ab, ob Horst Seehofer nach der kommenden Landtagswahl noch bayerischer Ministerpräsident ist. Grundsätzlich aber gelte: "Sie ist eine Überzeugungstäterin."

Über die eigene Befindlichkeit und über ihre Zukunftspläne zu sprechen, das ist von der 66-jährigen Oberpfälzerin kaum zu erwarten. Zumindest nicht jetzt. Was aber sagt Emilia Müller über die größte Soziamesse im deutschsprachigen Raum, die sie womöglich das letzte Mal eröffnet? "Die ConSozial ist jedes Jahr ein fester Bestandteil in meinem Terminkalender." Und: "Wir erwarten auch dieses Jahr wieder rund 5000 Besucher." Das klingt nun nicht gerade nach Abschied. Und erst recht nicht nach einem Ausbruch von wehmütigen Gefühlen. Lediglich solche Sätze sind der Ministerin zu entlocken: "Man kommt immer mit neuen Ideen, Anregungen und Impulsen aus Nürnberg zurück."

Die Besucher der ConSozial werden dennoch nicht auf emotionale Highlights verzichten müssen. "Ich habe genug Hass gesehen. Mit Lachen und Humor erreicht man viel mehr", lautet zum Beispiel die Botschaft, die der Syrer Firas Alshater als bereits anerkannter Asylbewerber auf der ConSozial transportieren will. Seine Zuhörer werden erfahren, dass Integration manchmal ihre ganz eigenen Wege geht: "Ich merke schon, dass es mich zum Beispiel hier viel mehr aufregt, auf einen unpünktlichen Bus zu warten als damals in Syrien - obwohl diese wesentlich später eintrafen", sagt er. Seit 2013 lebt Alshater in Deutschland. Mehr als 2,5 Millionen Mal wurden seine Beiträge mittlerweile auf der Internet-Plattform Youtube angesehen.

Das Motto der ConSozial lautet in diesem Jahr "Zukunft Inklusion". "Für Bayern haben wir ganz klar entschieden, dass wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der das Miteinander zählt, der Zusammenhalt, die Teilhabe", sagt Ministerin Müller. Dazu gehöre auch, dass Menschen mit Behinderung ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Beispiele, dass Inklusion im Arbeitsleben klappen kann, wollen in Nürnberg Bayerns Bezirke präsentieren. Dazu etwa gehört das Aribo-Hotel in Erbendorf im Landkreis Tirschenreuth, das in seinem Servicebereich fünf Menschen mit Behinderung beschäftigt.

Wie schon die Jahre zuvor wird die ConSozial auch jetzt wieder als Personalbörse im Sozialbereich genutzt werden, auf der sich insbesondere die Wohlfahrtsverbände ins beste Licht rücken wollen. In Fachvorträgen werden sie informiert, wie das geht. Einer etwa beschäftigt sich einzig mit der "Vereinbarung von wirtschaftlichen Zielen und Mitarbeiterzufriedenheit". Emilia Müller indes wird erneut etliche der Infostände besuchen - ob das letzte Mal, das wird sich zeigen.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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