Wehrpflicht: Seehofer lenkt ein:Guttenbergs Truppen

CSU-Chef Horst Seehofer hat den Widerstand gegen Guttenbergs Bundeswehrpläne aufgegeben. Sein Einlenken kommt noch rechtzeitig, doch der Verteidigungsminister hat ihm demonstriert, wie gefährlich er werden kann.

Mike Szymanski

CSU-Chef Horst Seehofer hat den Rückzug angetreten. Er leistet keinen Widerstand mehr gegen die Pläne seines Parteifreundes und Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, die Bundeswehr radikal zu einer Freiwilligenarmee umzubauen. Seehofers stilles Einlenken kommt spät, aber noch rechtzeitig. Der Parteichef ist Stratege genug, um zu erkennen, wann er nicht mehr gewinnen kann.

Bei der Wehrpflicht ist es einsam um Horst Seehofer geworden, Guttenberg erhält dagegen großen Zuspruch aus der Partei. (Foto: ddp (Archivbild))

Seehofer hat die Stimmung in seiner Partei eklatant falsch eingeschätzt, als er die Zukunft der Wehrpflicht zu einer Identitätsfrage für die Union hochredete. Es war noch nie Aufgabe der Bundeswehr, einer Partei bei ihrer Sinnsuche behilflich zu sein. Es ist allein Aufgabe der Bundeswehr, die Sicherheit der Bundesrepublik zu garantieren. Diese Aufgabe hat sich seit dem Ende des Kalten Krieges grundlegend und für alle Bürger spürbar geändert.

Seehofer aber wollte alles so belassen, wie es ist. Er nennt seine CSU gerne die Partei der Bundeswehr, doch eine Perspektive kann er der Truppe nicht bieten. Eltern und junge Soldaten fragen sich heute völlig zu Recht, ob ein auf sechs Monate verstümmelter Wehrdienst nicht nur noch Zeit- und Geldverschwendung ist.

Um Seehofer ist es bei der Wehrpflicht einsam geworden. Er muss hier den Weg für Guttenbergs Pläne frei machen. Weiterer Widerstand durch den Parteichef würde den eigenen Minister, den starken Mann in Berlin, beschädigen. Daran kann der Parteichef kein Interesse haben.

Der Streit um die Bundeswehrreform hat ihm aber auch vor Augen geführt, wie gefährlich Guttenberg ihm selbst bald werden könnte. Der Baron aus Franken hat demonstriert, wie rasch er seine Truppen mobilisieren kann.

© SZ vom 06.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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