Schwangau:Neuer Herr im Schloss

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Jährlich 1,5 Millionen Touristen aus aller Welt lockt das Schloss Neuschwanstein im Allgäu an. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Allgäuer Johann Hensel soll in Neuschwanstein für Ruhe sorgen

Von Stefan Mayr, Schwangau

Rein äußerlich ist es einer der schönsten Arbeitsplätze der Welt. Wer hätte sein Büro nicht gerne in den Bergen mit Blick auf das Allgäu? In einem weltberühmten Gebäude, das jährlich 1,5 Millionen Touristen anlockt? Allerdings war der Job des Schlossherren auf Neuschwanstein zuletzt nicht nur spaßig. Die letzten zwei Schlosschefs wurden vorzeitig in ganz normale Amtsstuben zurückversetzt. Nach sechs langen Jahren voller Querelen und Prozessen soll jetzt ein 60-jähriger Allgäuer für Ruhe sorgen. Johann Hensel tritt die Stelle zum 15. November an.

Der neue Boss auf dem Märchenschloss bringt zwei Dinge mit, die seine Vorgänger nicht bieten konnten: Erstens stammt er aus der Region, aus Fuchstal im Ostallgäu. Zweitens ist er seit Jahren für die Bayerische Schlösserverwaltung (BSV) tätig. Er hat also Erfahrung im direkten Umgang mit "Liegenschaften" und deren Mitarbeitern und Besuchern. Nach der Absetzung der umstrittenen bisherigen Schlossverwalterin hatte sich Finanzminister Markus Söder in die Besetzung der Stelle eingeschaltet. Er stimmte die Personalie mit den Arbeitnehmer-Vertretern ab, wie die Personalratsvorsitzende Birgit Schöllhorn bestätigt. "Das Wichtigste ist jetzt ein angemessenes Arbeitsklima, um für die Besucher, das Schloss und die Beschäftigten das Optimum erreichen zu können", sagt sie.

Nach Angaben eines BSV-Mitarbeiters hat Johann Hensel als Leiter der Seeverwaltung Ammersee sehr gute Arbeit gemacht und auch im Umgang mit Menschen Fingerspitzengefühl bewiesen. Genau diese soziale Kompetenz wurde seinen zwei Vorgängern abgesprochen. Als Chef der Seenverwaltung Ammersee war der Regierungsamtsrat für viele Gewässer in Oberbayern und Schwaben zuständig. Zudem verwaltete er das Künstlerhaus Gasteiger in Holzhausen. Dieses ist zwar nur im Sommer für drei Stunden pro Woche geöffnet und hat ungleich weniger Besucher als Deutschlands Touristenziel Nummer eins Neuschwanstein. Doch das sei kein Makel, wie eine Sprecherin des Finanzministeriums betont: "Jetzt ist vor allem Mitarbeiterführung gefragt." Ziel sei "eine neue, stabile Ära". Darauf hoffen alle Beteiligten - auch BSV-Präsident Bernd Schreiber. Sollte auch sein dritter Kandidat scheitern, wird seine Personalpolitik kritisch hinterfragt werden.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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