Schwabach/Landshut:Ermittlung gegen Kitaträger

Tagesmütter sollen als Scheinselbständige gearbeitet haben

Von Olaf Przybilla, Schwabach/Landshut

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt gegen vier führende Mitarbeiter des Zentrums für Arbeit und Kultur (ZAK), einem Träger von Kindertagesstätten. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, ob in den Einrichtungen des Vereins Arbeitsentgelt vorenthalten wurde. Tagesmütter könnten dort scheinselbständig gearbeitet haben. Staatsanwaltschaft und Zoll haben zahlreiche Anwesen durchsucht. Das Zentrum hat seinen Sitz in Schwabach, betreibt aber auch Einrichtungen in Landshut. Aufgrund der Komplexität der Materie werden die "Ermittlungen noch Zeit in Anspruch nehmen", sagt Antje Gabriels-Gorsolke, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Eine ZAK-Sprecherin spricht von einem "großen Missverständnis". Man sei optimistisch, dass sich die Ermittlungen als gegenstandslos erweisen. Im laufenden Verfahren werde man keine weitere Stellungnahme abgeben, erklärt ein von dem Zentrum beauftragter Anwalt. Man hoffe aber auf eine "definitive Klärung" in der Causa.

Ins Rollen gebracht hat die Ermittlungen ein Vater eines der betreuten Kinder. Er hatte seinen Sohn in einer Schwabacher Einrichtung über Jahre betreuen lassen und will dabei beobachtet haben, dass Mitarbeiterinnen - viele davon mit Migrationshintergrund - "wie Selbstständige behandelt wurden, ohne dies zu sein". Das Zentrum gibt an, Mitarbeiter arbeiteten "selbständig zu den Zeiten, in denen Eltern Betreuung ihrer Kinder benötigen".

Der Vater, der Anzeige erstattet hat, bescheinigt dem Zentrum "kundenfreundliche und flexible Arbeit". Allerdings gingen die Arbeitsbedingungen zulasten der Tagesmütter. Deren Tätigkeit halte er für "weisungsgebunden". Der Sozialreferent der Stadt Schwabach, Knut Engelbrecht, kündigt bereits erste Konsequenzen an. Man müsse die Zusammenarbeit von Jugendamt und Tagesmüttern neu organisieren. Der Verein sei ehrenamtlich organisiert und zuletzt ständig gewachsen. Dabei sei man möglicherweise "organisatorisch überfordert" gewesen.

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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