Regensburger Kurzfilmwoche:Latex, Lust und Lady Gaga

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Die Regensburger Kurzfilmwoche wird 18, passend zur Volljährigkeit setzt das Festival diesmal auf Pornos. Leiterin Insa Wiese will mit dem Schwerpunkt gegen die falsch dargestellte Sexualität angehen - und gegen die manchmal verklemmte bayerische Art.

Wolfgang Wittl, Regensburg

Im ersten Jahr hätte sie sich das nicht getraut, sagt Insa Wiese. Kollegen hielten es gar für utopisch, ein Thema wie dieses in der konservativ-ehrwürdigen Bischofsstadt Regensburg anzugehen. Doch Männer haben bekanntlich nicht immer recht, und Wiese leitet inzwischen zum dritten Mal die Regensburger Kurzfilmwoche, die diesen Mittwoch startet: Passend zur 18. Auflage wird sich das Festival also mit dem Schwerpunkt Porno befassen - auf dem quietschgelben Plakat dargestellt durch einen rosafarbenen Phallus und Brüste in Form einer eins und einer acht.

Insa Wiese hegte schon lange den Plan, Porno zum filmischen Programm zu erheben. (Foto: N/A)

Einen Pornofilm ansehen zu dürfen - auch das gehört zu den Freiheiten der Volljährigkeit. Insa Wiese erzählt, sie habe schon immer ein Faible für dieses Thema gehabt, nicht zuletzt, weil sie im eigenen Freundeskreis mit Klischees konfrontiert wird. Sie sagt: "Frauen werden in Pornos zu Objekten reduziert."

Es ist vor allem die falsch dargestellte Sexualität, gegen die sie angehen will - und ein wenig wohl auch gegen die manchmal verklemmte bayerische Art. Insa Wiese, 33, ist gebürtige Ostfriesin, lebte in Hamburg und Berlin; an Orten, die sie als offen kennengelernt hat. Schon lange hegt sie den Plan, Porno zum filmischen Programm zu erheben. Nun, da die Verantwortlichen in Regensburg ihr vertrauen, wagt sie sich an die Umsetzung.

Wiese will erläutern, wie Pornografie den Alltag dominiert ("das beginnt beim Auftritt von Lady Gaga in Latex"). Härter seien die Bilder nicht geworden: So werden die Zuschauer einen Film von 1925 zu sehen bekommen, der Frauen in Nonnentracht beim Oralverkehr zeigt. Anspruch der 56 Beiträge ist es, einen breiten Überblick über die Sexualität zu verschaffen; lediglich sieben oder acht Filme können als explizit pornografisch bezeichnet werden, sagt Wiese. Die meisten Beiträge laufen in den Räumen des Kunstvereins GRAZ, der bis 24. März begleitend eine Ausstellung anbietet.

Deren Kurator Jürgen Huber war es auch, der Wiese von Anfang an unterstützt und den Namen des Schwerpunkts kreiert hat: "Porneaux" - eine Finesse, die den künstlerischen Kontext betonen soll. Hochkultur statt Schmuddelkram. Ganz geheuer war den Organisatoren mit ihrem Sujet zunächst nämlich nicht, wie Wiese einräumt: "Wir waren ängstlich, was die Stadt dazu sagt." Deren Haltung ist vermutlich am treffendsten mit dem Satz beschrieben, den Kulturreferent Klemens Unger bei der Präsentation fast dankbar sprach. Er freue sich, wie "subtil" die Veranstalter mit der Themenstellung umgegangen seien.

Insgesamt zeigt die Kurzfilmwoche 232 Filme aus 3775 Einreichungen, als Gastland stellt sich Rumänien vor. Ein Höhepunkt ist der Besuch von Filmemacher Jean-Gabriel Périot.

Die Preisträger werden traditionell in vier Kategorien (international, deutsch, bayerisch, regional) gekürt. Wer sich trotzdem vor allem von "Porneaux" angesprochen fühlt, sollte auf strikte Ausweiskontrollen achten. 18 zu sein, bedeute nicht nur Freiheiten zu haben, sagt Wiese, sondern auch Verantwortung.

18. Kurzfilmwoche (14. bis 21. März); www.regensburger-kurzfilmwoche.de

© SZ vom 13.03.2012/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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