Raubmord in Bad Reichenhall:Rückschläge für Ermittler

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Ein Feuerwehrmann steht am 14. Juli in Bad Reichenhall, wo ein Rentner umgebracht wurde. (Foto: dpa)

Die Tatwaffe bringt bislang keine Spur, das Opfer hat den Verdächtigen bei einem Foto-Test nicht identifiziert: Im Raubmord von Bad Reichenhall muss die Polizei Rückschläge einstecken. Nun hoffen die Ermittler auf die Cloud.

Von Heiner Effern, Bad Reichenhall

Die Soko "14. Juli" hat bei der Aufklärung der beiden Gewaltverbrechen von Bad Reichenhall zwei herbe Rückschläge hinnehmen müssen. Das 17 Jahre alte Opfer konnte den 21 Jahre alten Verdächtigen in einem Foto-Test nicht als ihren Peiniger identifizieren. Und die DNA-Untersuchung der Tatwaffe brachte bisher keinen Beweis, dass der in Untersuchungshaft sitzende Mann das Messer jemals in Händen gehalten hat.

Die Ermittler reagieren darauf nun mit dem Einsatz moderner Technik. Erstmals in Bayern richteten sie bei einem Ermittlungsverfahren eine sogenannte Cloud ein. Auf dieses Internetportal können Bürger Fotos und Videos der Tatnacht laden. Wenige Stunden vor den Verbrechen hatte die deutsche Mannschaft die Fußball-WM gewonnen. Danach dürften bei den Jubelfeiern in der Stadt zahlreiche Aufnahmen gemacht worden sein. Auf einer von ihnen könnte der entscheidende Hinweis auf den Täter sein, hofft die Soko.

Der erhoffte Durchbruch blieb bislang aus

Dieser hatte am 14. Juli gegen drei Uhr in der Nacht im Zentrum von Bad Reichenhall einen 73 Jahre alten Mann brutal erschlagen und erstochen. Wenig später hatte der selbe Mann mit dem selben Messer ein 17 Jahre altes Mädchen überfallen und lebensgefährlich verletzt. Die Waffe sowie die Handtasche und die Geldbörse der jungen Frau fanden Polizisten bei mehreren intensiven Suchaktionen in der Innenstadt und den anschließenden Grünflächen. Bereits am Donnerstag vor einer Woche hatte ein Spezialeinsatzkommando in Bad Reichenhall den Verdächtigen festgenommen. Er soll laut Polizei eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Phantombild haben, das nach Angaben des Opfers und von Zeugen erstellt wurde.

Der Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl wegen dringenden Tatverdachts, doch der Mann streitet die Tat ab. "Das könnte auch daran liegen, dass er es einfach nicht war", sagte ein Polizeisprecher. "Wir untersuchen zwar an erster Stelle alles, was im Zusammenhang mit dem Verdächtigen steht, ermitteln aber weiter auch in alle anderen Richtungen." Umso mehr, weil der erhoffte Durchbruch bisher ausblieb. Speziell vom offiziellen Fototest durch das Opfer hatte man sich viel mehr erwartet.

Den Fototest sollen auch noch Zeugen absolvieren

Dem Mädchen wurden die Bilder von 50 Männern vorgelegt, eines davon zeigte den Verdächtigen. Ohne Einfluss von außen musste es sich alle Fotos ansehen, damit eine Identifizierung auch vor Gericht beweiskräftig gewesen wäre. Doch das ersehnte "Der war es" kam nicht. Die junge Frau konnte lediglich nicht ausschließen, dass ihr Peiniger unter den 50 Männern war. Nun sollen den Test auch noch Zeugen absolvieren, die in der Tatnacht einen fliehenden Mann gesehen haben.

Ebenso ernüchternd sind bis jetzt die Untersuchungen aus dem Kriminallabor, das seit der Tat unter Hochdruck verschiedene DNA-Proben untersuchte, unter anderem von dem Messer, das bei beiden Taten verwendet wurde. "Wir haben bei der Waffe einen Bezug zu den Opfern feststellen können, nicht aber zum Verdächtigen", sagte ein Polizeisprecher. Ein letztes Testergebnis stehe allerdings noch aus. In Bad Reichenhall suchen die Ermittler derweil noch immer nach weiteren Beweisstücken: die schwarze Geldbörse des getöteten Mannes und die Kleidung des Täters. Diese konnten die Ermittler auch bei einer Wohnungsdurchsuchung des Verdächtigen nicht finden.

© SZ vom 01.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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