Rappender Ministersohn Jakob Herrmann:Jackpot rechnet ab

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Jakob Herrmann machte einst als "Porno-Rapper" Schlagzeilen - ein Internetvideo brachte ihm und vor allem seinem Vater, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, viel Häme ein. Nun hat Jakob alias "Jackpot" ein überraschend braves Album veröffentlicht - auf dem er trotzdem Klartext spricht.

Tobias Dorfer

Es ist nicht gerade einfach, Sohn des bayerischen Innenministers zu sein. Joachim Herrmann (CSU) kümmert sich berufsbedingt häufig um enttarnte V-Männer und Staatstrojaner. Und wenn der Filius dann zu Hause in Erlangen anfängt, von Sex und Drogen zu rappen, sorgt das natürlich für Aufsehen. Im Januar wurden die musikalischen Ambitionen von Jakob Herrmann publik, auf Youtube kursierte ein Drei-Minuten-Video, in dem der Ministersohn vor einem Baugerüst im Schnee rappte und "oben ohne" auf "Sierra Leone" reimte.

Jakob Herrmann, Sohn des bayerischen Innenministers, will als Rapper Karriere machen. (Foto: Revolution Records/dapd)

Die Abendzeitung bezeichnete Jakob Hermann, alias Jackpot, sogleich auf Seite 1 als "Porno-Rapper", aber wahrscheinlich hätten sich richtige "Porno-Rapper" wie Sido oder K.I.Z. schlappgelacht ob dieses Vergleiches.

Kübelweise wurde Spott ausgegossen über den Innenminister und seinen rappenden Sohn. Oppositionspolitiker schlachteten genüsslich die Diskrepanzen zwischen der Politik des Ministers und der Musik seines Sohnes aus. Doch die Porno-Rapper-Posse brachte es immerhin mit sich, dass die musikalischen Gehversuche des Jakob Herrmann so einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden.

Nun hat Jackpot nachgelegt. Am vergangenen Montag ist sein Debütalbum erschienen, veröffentlicht vom Mini-Label "Revolution Records", dessen Geschäftsführer der junge Musiker selbst ist. Die Platte, die sich für weniger als sechs Euro im Internet downloaden lässt, heißt, frei nach Aristoteles, Eudaimonia, was übersetzt "Glückseligkeit" bedeutet. Ein Geisteszustand, in dem sich Jakob Herrmann zu Beginn dieses Jahres nicht allzu häufig befand - so klingt es zumindest in einigen Liedern seiner CD an. Über seine Gefühlswelt gibt der 19-Jährige allerdings nur in seinen Songs Auskunft. Eine Gesprächsanfrage von sueddeutsche.de zu seinem neuen Album blieb unbeantwortet.

Zwei Dinge vorweg. Erstens: Das Album ist deutlich besser als es die Vorgeschichte vermuten lässt. Zweitens: Jackpot verdient die Bezeichnung "Porno-Rapper" wahrlich nicht. Natürlich, ohne das F-Wort kommt auch Jackpot nicht aus, aber die Platte liegt ja auch nicht in der Kinderabteilung zwischen Hörspiel-CDs mit Benjamin Blümchen und Prinzessin Lilifee aus.

Tatsächlich ist Eudaimonia wohl als Antwort auf die Medien-Kommentare vom Jahresbeginn zu verstehen. Jakob Herrmann, inzwischen 19 Jahre alt, rechnet mit seinen Kritikern ab. "Es sind die Blicke auf der Straße und die Leute, wenn ich sage, dass das alles hier nur Spaß ist, denn sie können es nicht ertragen, denn hier zählt nur noch dein Name und sie wollen nicht mal wissen, wer du bist", rappt er in dem Song Es ist, wie es ist, der zu den besten Titeln des Albums gehört.

Im dazugehörigen Video, das auf Jackpots Internetseite zu sehen ist, hat der 19-Jährige die Augen trotz Dunkelheit mit einer großen Sonnenbrille bedeckt, was einerseits den Coolness-Faktor steigert und andererseits ein Stückchen Restanonymität wahrt. "Was ich rapp, hat nichts damit zu tun, wer mein Vater ist", ruft er. Und: "Ich rapp' einfach weiter, bis die Zeit hier vergeht, mir ist egal ob ihr meine Art und Weise versteht."

Nachdenklicher wird er im Titel Der verlorene Sohn. Der Rap gab ihm "wieder Mut, Energie und frisches Blut", heißt es da. "Doch meine Musik passte nie zum Job meines Vaters. Politiker und Rapper - ein zu ungleiches Paar." Offensichtlich hat die Rapper-Karriere des Sohnes im Hause Herrmann doch zu Debatten geführt.

Vieles jedoch ist ganz einfach Teenie-Geplänkel. Wenn Jakob Herrmann in Alles dreht sich davon singt, wie es ist, "Frauen im Arm" zu haben und "was zum Saufen im Schrank". Oder wenn er sich in Lass mich nicht stressen als "sympathischer Botaniker mit Fachgebiet für Gras und Antibiotika" bezeichnet. "Trotz allem bist du immer ein Teil meines Herzens, doch um loszulassen musste erst ein Teil in mir sterben", heißt es in Weg durch die Hölle - Jackpot kann auch ganz poetisch.

Natürlich geht es nicht ohne Vokabular, das sonst eher südlich der Gürtellinie angesiedelt ist - und mitunter ist das sogar lustig, wie beim Titel Pornorapper. Doch Herrmann junior versucht erst gar nicht, die Bronx nach Franken zu holen, was auch besser so ist, schließlich ist Erlangen nicht nur geographisch gesehen recht weit weg von New York. Und Klavierspielen kann er auch, was sich im Intro von Es ist, wie es ist zeigt.

In den ersten Stunden hat sich das Album immerhin auf Rang 362 der Download-Alben bei Amazon geschoben. Lange hielt dieser Höhenflug jedoch nicht an. Und auf Facebook "gefällt" Jackpot auch nur 305 Personen. Für die große Rapper-Karriere müssen es allerdings noch ein wenig mehr werden.

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