Prozess um ermordete Braut:Erdrückt von Problemen

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Wenige Tage vor der Hochzeit verschwindet eine Braut aus ihrer Wohnung in Emskirchen. Ihr Verlobter soll sie getötet haben und muss sich deswegen vor dem Landgericht Nürnberg verantworten. Der Mann soll massive Probleme mit seinen Mitbürgern gehabt haben - und eine heimliche Affäre.

Von Katja Auer, Nürnberg

Besonders beliebt kann er nicht gewesen sein, der Wirt von Brunn. Dabei waren sie erst einmal alle froh, dass überhaupt wieder jemand das Gasthaus übernehmen wollte, erzählt der Feuerwehrkommandant am Mittwoch vor dem Landgericht Nürnberg. Aber wer nicht von da ist, hat es halt besonders schwer auf dem Dorf, vor allem, wenn er es sich einmal verscherzt hat mit den Bewohnern. Der Zeuge drückt das allerdings drastischer aus.

Jener Wirt, das ist der 40-jährige Mann, der vor knapp einem Jahr seine Freundin getötet haben soll und sich deswegen zurzeit vor dem Landgericht Nürnberg verantworten muss. Die junge Frau verschwand wenige Tage vor der Hochzeit aus der gemeinsamen Wohnung im Emskirchener Ortsteil Brunn (Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim).

Ihr Verlobter meldete sie als vermisst, eine große Suchaktion lief an. Ihr Wagen, Brautschuhe und Dessous wurden am Ufer der Aisch entdeckt. Wenige Tage später fand die Polizei die nackte Leiche der jungen Frau im Fluss.

Ihr Bräutigam gestand die Tat einige Zeit später, nachdem er bei der Beerdigung noch als trauernder Witwer mit der gemeinsamen kleinen Tochter aufgetreten war. Später widerrief er sein Geständnis und erzählte eine Geschichte von mehreren maskierten Männer, die seine Frau ermordet und ihn gezwungen hätten, die Leiche wegzuschaffen.

Massive Schwierigkeiten im Dorf

Jetzt schweigt er. Es liegt nun am Gericht, die Wahrheit zu rekonstruieren. Viele Zeugen sind geladen, die Nachbarn aus dem Dorf sollen mithelfen, ein Bild von dem Mann zu zeichnen.

Jener Feuerwehrkommandant zum Beispiel, der sagt, er sei dem Angeklagten "freundschaftlich verbunden" gewesen. Er habe ihn unterstützt, als der im Dorf Schwierigkeiten hatte. Und die sollen massiv gewesen sein.

Viele Brunner sollen einfach nicht in das Gasthaus gegangen sein, sondern sich lieber im Vereinsheim am Sportplatz getroffen haben, so dass der Wirt schnell in finanziellen Schwierigkeiten steckte.

Der Angeklagte habe ihm von Drohanrufen berichtet, erzählt der Zeuge, dass er sich um seine Frau und sein Kind sorgen müsse, sollte er es wagen, bei einer Bürgerversammlung etwas gegen dieses "Hüttla" des Sportvereins zu sagen, wie sie es nannten in Brunn. Sogar Eier sollen gegen die Wirtschaft geflogen sein. Indes, die Anrufe gehört und die Eier gesehen hat keiner der bislang aufgetretenen Zeugen, der Angeklagte habe ihnen nur davon erzählt.

Und warum einige Brunner lieber im Hüttla hockten als in der Gaststätte habe sich später auch geklärt, sagt der Zeuge: Der Wirt soll Kartenspieler rausgeworfen haben. Als dann die Leiche der jungen Frau gefunden wurde, sei die Stimmung im Dorf gekippt. Noch mehr. Da seien auch ihm Zweifel gekommen, ob es diese Anrufe wirklich gegeben habe, sagt der Zeuge.

Verhältnis mit der Nachbarin

Da habe er das Telefonat auf einmal anders eingeschätzt vom Tag nach dem Verschwinden der Frau. Da hatte ihn der Verlobte angerufen und gesagt, dass er "Scheiße gebaut" habe, sagt der Zeuge. Und er ist sich sicher, dass er das so gesagt habe.

Wilde Gerüchte kursierten im Ort über den Mann, mit dem Rotlichtmilieu soll er zu tun gehabt haben oder mit den Hells Angels oder mit Rechtsradikalen. Der Angeklagte schüttelt den Kopf, wenn das zur Sprache kommt. Eigentlich sei er ein ruhiger Mensch, sagt eine Ex-Freundin des Angeklagten, aber er könne auch laut werden, "wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich vorstellt".

In der Beziehung sei er der dominantere gewesen, das spätere Opfer "war sehr zurückhaltend". Ein "Kostverächter" sei der Mann nicht gewesen, das bestätigt sich als - widerwillig - eine Nachbarin aussagt, mit der er ein Verhältnis hatte. Schon während seiner Beziehung mit dem späteren Opfer. Dass die beiden auch ein Liebespaar waren, sei wiederum nur schwer zu erkennen gewesen, sagt eine Zeugin. "Die haben halt zusammen gearbeitet." Denoch, die 32-Jährige soll sich sehr auf die Hochzeit gefreut haben. Und sie steckte mitten in den Vorbereitungen. Von Problemen oder finanziellen Schwierigkeiten habe sie nie etwas erzählt.

Die allerdings sollen ihrem Verlobten zu viel geworden sein, vermutet die Staatsanwaltschaft. Und als dann seine Braut an jenem Abend im Juni Sex mit ihm wollte und er körperlich versagte, da habe er sie erwürgt. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 08.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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