Prozess in Regensburg:Brutale Tritte

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Brutale Tritte aus banalem Anlass: Am Landgericht Regensburg wird ein Fall verhandelt, in dem die Täter mal wieder grundlos zuschlugen.

Max Hägler

Am Landgericht Regensburg wird am heutigen Mittwoch ein Fall verhandelt, in dem die Täter ihr Opfer wieder einmal aus banalem Anlass brutal zusammengeschlagen haben. Am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2009 schlugen und traten zwei junge Männer vor einem Regensburger McDonald's-Restaurant auf einen 36-Jährigen Mann ein. Einer zielte auf den Kopf.

Das Opfer, Ritchie B., kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Uniklinikum, sein Gesicht war zertrümmert, Magenflüssigkeit war in die Lunge gekommen. Er ist immer noch nicht arbeitsfähig, klagt über ständige Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit. Die Behörden haben ihm attestiert, zu 50 Prozent behindert zu sein. Sechs Prozesstage hat das Landgericht für die Verhandlung angesetzt.

Der Anlass für die Schläge und Tritte: Ein Bekannter des Opfers hatte einen Cola-Becher umgeworfen und wurde von den späteren Tätern ausgelacht. Ritchie B. mischte sich ein, hin und her gingen dann gegenseitige Beschimpfungen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Man schubste sich - bis die Angeklagten richtig ernst machten.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft kniete sich einer der mutmaßlichen Täter auf den Rücken des inzwischen gestürzten Ritchie B. und hielt ihn auf diese Weise fest. Der andere Angeklagte trat ihm mit seinem Schuh in das Gesicht. Ein dritter hielt derweil Ritchie B.s Freund in Schach. Ihm werfen die Ankläger gefährliche Körperverletzung vor, den beiden Haupttätern versuchten Totschlag. Sie hätten gewusst, dass Tritte ins Gesicht zum Tode führen können.

Fünf Wochen lang waren die drei mutmaßlichen Täter dann auf der Flucht. Wohl erst durch den massiven Fahndungsdruck stellten sie sich. Die Sonderkommission hatte Teile eines Überwachungsvideos in das Internet gestellt und 3000 Fahndungsplakate verteilt. Zahlreiche junge Leute aus der in Regensburg starken russlanddeutschen Community wurden befragt. Die Polizei hatte - letztlich stimmige - Hinweise, dass die Schläger aus diesem Umfeld stammen.

"Meinem Mandanten ist es ein Anliegen die Polizei zu loben", sagt Rechtsanwalt Konrad Brenninger, Vertreter des Nebenklägers. Hätten die Ermittler nicht so energisch gearbeitet, dann wären die Täter weiter auf der Flucht. Alle drei sind Anfang Zwanzig, in der ehemaligen Sowjetunion geboren und deutsche Staatsangehörige.

Ob sie in das Schema perspektivloser junger Leute passen, die gewalttätig werden, wird die Hauptverhandlung zeigen. Was bislang bekannt ist, spricht dagegen: Der Haupttäter machte zum Zeitpunkt der Tat eine Ausbildung als Mechaniker, einer ist gelernter Metallbauer und der Dritte arbeitete wohl in einem Förderprojekt der Arbeitsagentur. Von einer Strafe, die in ihrer Härte als abschreckende Generalprävention zu verstehen ist, hält das Opfer offenbar nichts. "Es sind junge Leute, die einen Fehler gemacht haben, nicht mehr und nicht weniger", sagt Anwalt Brenninger.

© SZ vom 09.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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