Posse vor der Kommunalwahl:CSU gegen CSU

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Die Lage in Puschendorf ist besonders verfahren: Seit der Bürgermeister und seine Stellvertreterin zur Wahl stehen, steht sich das einstige Traumteam unversöhnbar gegenüber - dass beide von der CSU sind, spielt beim Kampf um Wählerstimmen keine Rolle.

Die einen sprechen von einem "Königsmord", andere beschwichtigend von einem "Missverständnis" - in einem Punkt sind sich aber fast alle einig: Knapp drei Wochen vor der Kommunalwahl präsentiert sich die politische Ausgangslage in dem 2200-Seelenort Puschendorf im Landkreis Fürth als äußerst verfahren. Politische Ränkespiele sorgten dort dafür, dass es zwei Bürgermeisterkandidaten gibt; das wäre an sich nichts Ungewöhnliches - wenn nicht ausgerechnet beide der CSU angehören würden.

Im Wahlkampf stehen sich Bürgermeister Wolfgang Kistner und seine Stellvertreterin Erika Hütten unversöhnlich gegenüber. Noch bis Mitte vergangenen Jahres seien sie ein eingespieltes Gespann im Puschendorfer Rathaus gewesen, aber seit einiger Zeit herrsche "Funkstille", sagt Hütten, die auch Vorsitzende der örtlichen CSU ist.

Nach Beobachtungen von SPD-Fraktionschef Bertram Schacher reißt die Doppelkandidatur tiefe Gräben in der örtlichen CSU und ihr Wählerschaft: "Die einen sind eindeutig für Hütten, für andere kommt nur Kistner als Bürgermeister infrage." Das Gemeindeoberhaupt war 2008 mit 79,6 Prozent im Amt bestätigt worden.

Wie es zu der verfahrenen Situation kommen konnte, darüber kursieren ganz unterschiedliche Versionen. Hütten widerspricht energisch dem Vorwurf des "Königsmordes" und wirft Kistner Unentschlossenheit vor. Der 60-Jährige habe schon vor längerem angedeutet, dass er keine dritte Amtszeit Bürgermeister anstrebe, und sie als Nachfolgerin ins Gespräch gebracht. "Er empfahl mir Fortbildungen und gab mir Ratschläge für den Wahlkampf", berichtet Hütten.

Aber im April 2013 habe Kistner sie wissen lassen, dass er nun doch für eine dritte Amtszeit zur Verfügung stehe. Kistner hatte aber anscheinend die Rechnung ohne die örtliche CSU gemacht; denn die sprach sich auf einmal klar gegen seine neue Kandidatur aus. In einer Kampfabstimmung im Oktober votierten 17 der 27 anwesenden CSU-Mitgliedern für Hütten, nur zehn für ihren Kontrahenten. "Die Gründe, die Kistner anführte, warum er nun doch noch einmal antreten wollte, waren absolut unakzeptabel", sagt Hütten.

Dieser Darstellung widerspricht freilich Kistner. Er habe nie öffentlich erklärt, dass er auf eine weitere Kandidatur verzichte, betont er. "Es gab eine Phase, in der ich überlegt habe, ob ich mich noch mal aufstellen lasse." Solche Überlegungen habe er aber nie öffentlich gemacht. "Im April habe ich dann bekanntgegeben, dass ich noch einmal antrete".

Dass er nach der Abfuhr durch seine Parteifreunde nun auf dem Ticket der Initiative "Pro Kistner" als Bürgermeisterkandidat antrete, darin sieht Kistner ein Stück gelebte Demokratie: "Es kann doch nicht sein, dass 17 CSU-Mitglieder über den Bürgermeister von Puschendorf entscheiden." Wie groß sein Rückhalt in der Bürgerschaft sei, zeige die große Unterstützung für seine Kandidatur. Das Zerwürfnis mit dem CSU-Ortsverein hindert Kistner auch nicht daran, auf einem aussichtsreichen Platz der CSU-Kreistagsliste zu kandidieren.

Der Fürther CSU-Kreischef und Fürther Landrat Matthias Dießl versucht derweil, den Ball flach zu halten. Das sei eine Situation, die "man sich so eigentlich nicht wünscht", aber kein Einzelfall. Auch in anderen Region kämen solche konkurrierenden Bürgermeister-Kandidaturen schon mal vor - "auch bei anderen Parteien", betont er. Hüttens Kür zur Kandidatin sei jedenfalls demokratisch zustande gekommen, daran sei nicht mehr zu rütteln. "Die Entscheidung, wer in den kommenden sechs Jahren Bürgermeister von Puschendorf wird, liegt jetzt beim Wähler."

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