Polizeigewahrsam auf Landesgartenschau:Unverblümter Zugriff

Lesezeit: 2 Min.

Polizeigewahrsam statt Blumen beobachten: Auf der Landesgartenschau in Bamberg präsentierte sich die Polizei mit einer Leistungsschau. Als sich ein Besucher beschwerte, "dass ein USK-Einsatz absolut nichts mit einer Gartenschau zu tun" habe, wurde er kurzerhand abgeführt.

Olaf Przybilla

Einer Landesgartenschau eilt immer ein guter Ruf voraus, und wenn sie in Bamberg stattfindet, in der Welterbestadt, dann sollte man so eine Schau gesehen haben. Dachte sich auch der Münchner Rüdiger Tresselt und machte sich also auf den Weg nach Franken.

Eröffnung Landesgartenschau Bamberg 2012: Polizisten überqueren einen Bachlauf. (Foto: dpa)

Tresselt hat auch beruflich viel mit Grün zu tun, er erstellt Umweltgutachten. Die Art von Grün aber, mit der er sich auf der Landesgartenschau konfrontiert sah, hatte er so eher nicht erwartet: Auf dem Areal stellte die bayerische Polizei gerade ihre Arbeit vor, Diensthundeführer "bestreifen die Landesgartenschau", hieß es dazu in der Ankündigung, Polizeichöre aus ganz Bayern gaben sich zwischen Blumenbeeten die Ehre und "erwachsene Motorradfreunde" durften sich auf der Pflanzenschau "auf einem Polizeimotorrad in Szene setzen".

Natürlich, Tresselt hätte vorher ins Internet schauen und das Tagessonderprogramm studieren können, er wäre dann über die "Woche der Polizei" auf der Gartenschau informiert gewesen. Das hatte er aber nicht. Denn eigentlich wollte er sich ja einfach nur Blumen anschauen.

Das war möglicherweise sein Fehler. Eine Sprecherin der Gartenschau sagt, man habe in der Woche, in der Tresselt in Bamberg war, den lustigen Aktionen der Polizeibeamten "in der Tat kaum aus dem Weg gehen" können, selbst bei viel gutem Willen nicht. Denn das Areal in Bamberg ist schmal, und die Polizeichöre aus Augsburg, München und Nürnberg sind schon der Zahl nach stark. Das alles aber hätte Tresselt nur unerheblich gestört, auch wenn Ausstellungsstände mit den "verschiedenen Polizeiuniformen vor Ort" seinen Geschmack nicht ganz treffen.

Als sich dann aber die Uniformen der auftretenden Beamten von Grün ins Schwarze änderten, wurde es Tresselt, nun ja, doch zu bunt. Der Punkt auf dem Sonderprogramm hieß "Polizeiausbilder demonstrieren polizeiliches Einsatzverhalten", auf störende Details wurde in den Angaben tunlichst verzichtet. Zu sehen bekamen die Gartenschau-Besucher schließlich, wie es schwarz uniformierten Einsatzkräften eines polizeilichen Unterstützungskommandos (USK) gelingt, eine Gruppe von Demonstranten - verkleidete Beamte - in Schach zu halten.

Eine Zeugin des Einsatzes, eine 43 Jahre alte Kunstmalerin aus Oberbayern, beschreibt, wie ein Beamter zum Mikrofon gegriffen und über Einsätze gegen Stuttgart-21-Demonstranten, Castor-Gegner und randalierende Chaoten referierte - und das alles, ihrer Wahrnehmung nach, "in einem Atemzug genannt" habe. So kam es auch bei Tresselt an.

Und weil ihn Hundeführer und Hubschrauber-Flugsimulator "Edelweiß 1" zwischen Beeten ohnehin schon leicht genervt hätten, habe er sich nun entschieden, das Wort zu ergreifen und darauf aufmerksam zu machen, "dass ein USK-Einsatz absolut nichts mit einer Gartenschau zu tun" habe. Woraufhin er aufgefordert wurde, die Veranstaltung nicht zu stören. Und hernach von zwei Beamten weggeführt wurde. Samt Feststellung der Personalien und Platzverweis für die Umgebung der Polizeiübung.

Eine Polizeisprecherin bestätigt den Vorfall, man habe "keinerlei Anlass, das zu bestreiten". Die Polizei habe sich so verhalten, wie man mit Störern stets umzugehen pflege - nach Rücksprache mit dem Hausherren, der Landesgartenschau. Der Inhalt der Argumente des Störers sei irrelevant, "er hätte auch: 'Das USK ist super' rufen können", sagt die Polizeisprecherin. Aber gehört diese Debatte tatsächlich auf eine Gartenschau? "Darüber lässt sich im Detail sicher streiten", sagt die Gartenschau-Sprecherin.

Es hätten sich auf der Schau aber auch schon andere präsentieren dürfen, das sei eben so auf einer Landesgartenschau.

© SZ vom 20.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: