Politikum:Hammerharte Staatsregierung

Lesezeit: 1 min

Wenn Politiker sich im Landtag ausdauernd über Werkzeug streiten, muss das Problem groß sein. Aber am Ende gilt wie immer: wer zeigt wem, wo der Hammer liegt

Von Anna Günther

Mit Werkzeugkästen ist das so eine Sache, es gibt akribisch geordnete und chaotische. In beiden Fällen kann man auf die Besitzer schließen. Zu welcher Kategorie die bayerische Staatsregierung gehört, konnte im Landtag kürzlich nicht abschließend geklärt werden. Dass sich Bildungspolitiker von CSU und Opposition ausdauernd über Werkzeugkästen, und besonders über den Hammer darin, streiten, lässt aber tief blicken. Das Problem ist groß, der Hammer ein dankbares Symbol für eine Lösung. Schlagkräftig oder zerstörerisch? Das ist Ansichtssache.

Der Hammer ist der Plan der CSU, von 2019 an den Zugang zum Referendariat zu beschränken. Tritt die Änderung des Lehrerbildungsgesetzes im Mai in Kraft - und davon ist angesichts der Mehrheiten im Landtag auszugehen -, müssen Studenten damit rechnen, dass die Staatsregierung den Hammer zückt. Angehende Lehrer müssen dann nach dem ersten Staatsexamen bis zu drei Jahre warten, bevor sie in die Schulen dürfen. Nur, ohne Referendariat haben sie keinen Abschluss. Die Proteste gegen diese Zugangsschranke sind riesig, Bildungsforscher halten sie zudem für wirkungslos. 23 000 Unterschriften brachten verzweifelte Studenten mit in den Bildungsausschuss. Zwecklos. Die CSU hält am Hammer fest - und betont, dass festhalten nicht gleich zuschlagen ist. Die Gesetzesänderung soll der Staatsregierung nur die Möglichkeit dazu geben. Aber wozu braucht die CSU den Hammer dann, wenn er ohnehin nur im Kasten liegt?

Klar, eine Lösung muss her. Jedes Jahr wieder stehen Hunderte verzweifelte Referendare auf der Straße, die auch mit Bestnoten keinen Job bekommen. Das Kultusministerium kriegt das Problem trotz Warnungen vor überbelegten Fächern nicht in den Griff. Die Schranke dürfte Studenten abschrecken, schon jetzt überlegen Erstsemester, ihr Lehramtsstudium abzubrechen und sich umzuorientieren. Ein fatales Signal, gerade jetzt, da Lehrer dringend gesucht und sogar Pensionäre zurück in die Schulen geholt werden, um bayerische Schüler und Flüchtlingskinder zu unterrichten. Als Drohszenario hätte der Hammer dann allerdings seinen Zweck erfüllt. Ob im Werkzeugkasten liegend oder wild gezückt, spielt keine Rolle.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: