Neuer Landeschef Martin Sichert:Die AfD Bayern bleibt so rechts wie gehabt

Lesezeit: 1 min

Martin Sichert hat keine Berührungsängste zum radikalen Lager, zählt Leute mit solchen Ansichten zu seinen Truppen. (Foto: dpa)

Die bayerische AfD verändert mit dem neuen Landeschef Martin Sichert nicht ihren Kurs. Für die Wähler wird das wohl zweitrangig sein, den meisten geht es nicht um Personen.

Kommentar von Johann Osel

Zum Showdown zwischen gemäßigteren Rechtspopulisten und völkischem Lager ist es nicht gekommen bei der Vorsitzendenwahl der AfD. Heißt unterm Strich: Der Landesverband bleibt so rechts wie gehabt. Mit Martin Sichert ist keiner am Ruder, der vom Deutschland nur den Deutschen fabuliert; keiner, der den Holocaust zur historische Fußnote machen will, der sich Frauen an den Herd wünscht und Schwule in die Nervenheilanstalt oder mindestens raus aus dem öffentlichen Leben.

Aber: Sichert, der sich freiheitlich nennt, hat keine Berührungsängste zum radikalen Lager, zählt Leute mit solchen Ansichten zu seinen Truppen. Letztlich verweigert er sich der Frage, wo im rechten Spektrum der Punkt ist, bis zu dem die AfD reichen will. Es ist wohl Taktik, die Bandbreite der Partei möglichst groß zu halten. Analog dem Credo der Partei bundesweit: Erlaubt ist, was Masse schafft.

AfD in Bayern
:Martin Sichert ist neuer Landeschef der AfD in Bayern

Der 37-Jährige aus Nürnberg soll die Rechtspopulisten in die Landtagswahl führen. Der bayerischen Staatsregierung wirft er eine "asoziale Politik" vor.

Das AfD-Ergebnis bei der Bundestagswahl war ein Anti-Merkel-Votum

Die AfD fiebert der Landtagswahl entgegen, 20 plus x tönt mancher. Entschieden ist noch lange nichts: Erstens ist mit CSU, Freien Wählern und FDP das nicht-linke Lager umkämpfter als andernorts; zweitens besteht immer die Option, dass sich die AfD im Streit zerlegt; und drittens ist es eine Weile bis zur Wahl, vielleicht widmet sich die CSU doch noch Inhalten statt Machtkämpfen. Das AfD-Ergebnis bei der Bundestagswahl war ein Anti-Merkel-Votum.

Da sind AfD-Wähler, die das Flüchtlingschaos 2015 vor der Haustür erlebten und nur in der AfD einen Garant dafür sahen, dass sich derlei nicht wiederholt. Der CSU - mal im Boxkampf mit Merkel, mal Seit' an Seit' - trauten sie da nicht. AfD-Wähler haben das Gefühl, die Flüchtlingskosten bremsen andere Aufgaben, sie sind aufgeschreckt wegen Kriminalität durch Ausländer. Sie waren anfällig für die so simpel klingenden Lösungen der AfD.

Jeder Erfolg dieser Partei ist ein Misserfolg der anderen, in Bayern vornehmlich der CSU. So gesehen ist die Wahl eines Landeschefs fast zweitrangig. Den Wählern der AfD geht es kaum um Personen, sondern darum, dass jemand ihre Ängste erkennt und zum Thema macht.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Deggendorf
:Wie die AfD im schwarzen Stammland siegte

In einem Wahlbezirk in Deggendorf holte die AfD mit 31,5 Prozent das bayernweit beste Ergebnis. Bei der Frage nach dem Warum kommt immer wieder ein Thema auf: die Flüchtlinge.

Reportage von Johann Osel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: