Nach Bomben-Fund:Herrmann räumt Sicherheitsdefizite ein

Nach dem Fund von Bombenpaketen aus dem Jemen räumt Bayerns Innenminister Herrmann Defizite ein - und will künftig die Luftfracht stärker unter die Lupe nehmen.

S. Knieps u. M. Hägler

Nach den Funden von Bombenpaketen aus dem Jemen in Flugzeugen hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Sicherheitsdefizite im Flugverkehr eingeräumt. "Der Luftfrachtverkehr hat in der Sicherheitsdebatte bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

"Der Luftfrachtverkehr hat in der Sicherheitsdebatte bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt", sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Im Jahr 2009 betrug das Frachtvolumen am Münchner Flughafen etwa 230.000 Tonnen. (Foto: ddp)

Mit Blick auf die bayerischen Flughäfen München, Nürnberg, Augsburg und Memmingen werde er das mit den Innenministern der anderen Bundesländer besprechen. "Wir müssen sicher noch einmal diskutieren, was genau sich in den Cargo-Bereichen abspielt, wer dort arbeitet." Eine neue Bedrohungslage ergebe sich aus den Bombenfunden nicht, es bestehe am Münchner Flughafen wie im ganzen Land seit Jahren eine "abstrakte Gefährdungslage". Maßnahmen über die Sperre von jemenitischer Luftfracht hinaus ordnete das Innenministerium deswegen nicht an.

Man sei bislang davon ausgegangen, dass vor allem Passagierflugzeuge von Interesse seien für Terroristen, sagte Herrmann. Nur dort könnten Entführer zuschlagen und auch die potenzielle Opferzahl sei größer als bei Frachtmaschinen. Allerdings wird auch in Passagiermaschinen viel Fracht transportiert. Sicherheitsrisiken sehe er dabei weniger bei der Fracht, die im Inland aufgegeben werde, sagte Herrmann. Kritischer seien Pakete aus dem Ausland, die umgeladen würden. "Das muss stärker kontrolliert werden, aber man muss überprüfen, welcher Aufwand dabei gerechtfertigt ist."

Ohnehin sei München kein typischer Frachtflughafen, sagt Flughafen-Sprecher Robert Wilhelm. Dies liege an der Nachtflugbeschränkung, die Flüge zwischen 0 und 5 Uhr nur in Ausnahmesituationen erlaubt. 2009 betrug das Frachtvolumen etwa 230 000 Tonnen. Zum Vergleich: am Frankfurter Flughafen betrug es im selben Zeitraum 1,8 Millionen Tonnen. (Thema des Tages, Politik)

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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