Münchner Hausberge:Gefährliche Wandertouren

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Blick auf den Herzogstand (1731 m). Beim Abstieg vom Herzogstand zum Kochelsee verunglückte ein Bergsteiger tödlich. (Foto: Manfred Neubauer)

Zwei schwere Unfälle in den Bergen an einem Wochenende: Ein Mann stirbt am Herzogstand, eine Frau verletzt sich an der Benediktenwand lebensgefährlich. Beide Gebiete sind vermeintlich leichte Strecken - und sehr beliebt.

Von Suse Bucher-Pinell, Kochel am See

Das erste schöne Wanderwochenende seit Wochen hat nicht nur einen Ansturm auf die Berge, sondern auch zwei schwere Unfälle auf vermeintlich leichten Strecken an beliebten Münchner Hausbergen gebracht. Nachdem am Samstag eine 67-jährige Münchnerin am Altweibersteig an der Benediktenwand abgestürzt war und sich dabei lebensgefährlich verletzt hatte, starb am Tag darauf ein 66-jähriger Mann aus Pöcking beim Abstieg vom Herzogstand zum Kochelsee.

Wie das genau geschah, weiß die Polizei noch nicht. Zur Klärung der Todesursache hat sie bei der Staatsanwaltschaft eine Obduktion beantragt. Da der Mann nur leichte äußerliche Verletzungen aufwies, schlossen die Ermittler am Montagnachmittag einen Absturz aus. Möglicherweise habe sich der 66-Jährige verlaufen, als er eine Abkürzung genommen hat und sei daraufhin in der Nacht zum Montag an Unterkühlung gestorben.

Einsatzkräfte suchten zunächst vergeblich nach dem Wanderer

Der Bergwanderer aus Pöcking wurde erst am Montagmorgen um kurz vor 9 Uhr von der Besatzung eines Polizeihubschraubers am Herzogstand entdeckt. Schon am Sonntag hatten die Bergwachtbereitschaften Kochel, Penzberg und Benediktbeuern nach dem Wanderer gesucht, nachdem seine Ehefrau und eine Begleiterin vergeblich am vereinbarten Treffpunkt auf ihn gewartet hatten. Die drei waren gemeinsam zu der Tour auf den Herzogstand aufgebrochen, der als nicht schwieriges Wandergebiet gilt. Vor dem Abstieg gegen 16.15 Uhr trennten sie sich. Die Frauen gingen zum Kesselbergsattel weiter, der Mann wollte alleine auf einer anderen Route zum Kochelsee absteigen.

Als er nicht ankam, alarmierten sie Polizei und Bergwacht, die das Gebiet bis kurz nach Mitternacht vergeblich nach ihm absuchten. Am Montagfrüh setzten sie die Suche von 6 Uhr an fort. Insgesamt waren 35 Kräfte an dem Einsatz beteiligt. Der Notarzt, der mit dem Rettungshubschrauber zur Unglücksstelle geflogen wurde, konnte nur noch den Tod des Bergwanderers feststellen. Er befand sich teilweise in einer Felsspalte. Sein rotes T-Shirt hat laut Polizei auf ihn aufmerksam gemacht.

Unfälle kurz hintereinander sind laut Polizei "reiner Zufall"

Für Thomas Rappensberger, speziell ausgebildeter Alpinpolizist bei der Polizeiinspektion Mittenwald, sind die beiden Unfälle kurz hintereinander "reiner Zufall". Eine solche Häufung gebe es immer mal wieder. Rappensberger warnt allerdings davor, markierte Wege zu verlassen und sich Abkürzungen zu suchen. "Das ist immer gefährlich."

Zu leicht gelange man dadurch selbst in bekannten Wandergebieten wie dem Herzogstand in unwegsames Gelände, in dem man die Orientierung verliere. Er empfiehlt auch, ein Handy mitzunehmen, das eingeschaltet ist. So könnten Wanderer in Not Hilfe rufen, aber auch Rettungskräfte bei ihrer Suche Verletzte leichter orten. Zusätzlich zu richtigen Schuhen und vernünftiger Kleidung empfiehlt Alpinpolizist Rappensberger, auch immer genügend Proviant für eventuelle Notfälle einzupacken.

© SZ vom 03.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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