Monika Hohlmeier:Lichtenfelser Spekulationen

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In Oberfranken könnte Monika Hohlmeier in fünf Jahren auch Nachfolgerin des Landtagsabgeordneten Meißner werden.

O. Przybilla und K. Stroh

Monika Hohlmeier sucht in diesen Tagen eine Wohnung in Oberfranken. Zu Beginn der Woche hat sie angekündigt, sie suche etwas "in der Nähe eines Flughafens". Weil man von dort aus rasch nach Brüssel gelange, von wo aus die Frau aus Oberbayern künftig als CSU-Parlamentarierin die Interessen Oberfrankens vertreten will.

Monika Hohlmeier - auf Wohnungssuche in Oberfranken. (Foto: Foto: ddp)

Der Lichtenfelser CSU-Landtagsabgeordnete Christian Meißner berichtet, Hohlmeier ziehe seine Heimat als Wohnort "ernsthaft in Erwägung". Hohlmeier bestätigt das so. Lichtenfels sei "ein sehr schöner Landkreis", mit dem sie sich "schon lange verbunden" fühle, sagt sie.

Das mag verwundern. Denn von Lichtenfels aus muss man auf dem Weg zum Flughafen Nürnberg zwei oberfränkische Landkreise durchqueren. Auf den zweiten Blick aber könnte Hohlmeiers Suche in Lichtenfels durchaus Sinn ergeben. Denn dem dortigen Landratsamt steht seit 1993 der CSU-Mann Reinhard Leutner vor.

Der 66-Jährige darf in drei Jahren nicht mehr antreten. Dass sich Meißner um den Posten bewerben wird, wissen nicht nur die Parteifreunde. Der CSU-Mann dürfte hervorragende Chancen haben - sein Vorgänger setzte sich zuletzt mit satten 72 Prozent durch. Die CSU bräuchte also einen neuen Landtagskandidaten. Könnte da nicht, womöglich in einer Notsituation, Hohlmeier einspringen? "Bestimmt nicht", sagt Meißner. Wenngleich er einräumt, dass ihm "sowas auch schon durch den Kopf geschossen" sei.

Aber erstens versichert Monika Hohlmeier, ihr Einsatz für Europa sei "absolut von Dauer". Und zweitens wäre der Sprung von Lichtenfels aus in den Landtag "in Oberfranken bestimmt nicht vermittelbar", vermutet Meißner.

Dagegen wenden freilich selbst Parteifreunde ein, dass auch schon der Antritt Hohlmeiers als Europa-Kandidatin - den CSU-Chef Horst Seehofer am Sonntag noch als Beispiel für professionelle Personalpolitik gefeiert hat - offenkundig nicht vermittelbar ist.

Denn die Flut der Protestbriefe in den örtlichen Medien schwillt weiter an. Angesichts dessen stöhnt ein CSU-Mann, man habe schon mit dem Schlimmsten gerechnet - "aber nicht mit so einem Aufschlag". Wobei die Granden der Oberfranken-CSU noch nicht an einen Rückzug der Kandidatin denken. Denn die oberfränkische CSU bekomme "die Monika schon noch in den Griff" - schließlich rufe sie bereits bei jedem Parteifreund aus Oberfranken an, der sich als Kritiker namentlich zitieren lässt. Ob sie dann allerdings auch bei der Europawahl Erfolg habe, das sei "nun schon die Frage".

Daran zweifeln auch die vielen Kritiker in der Parteispitze. Hohlmeier sei eine "abgetakelte Politikerin", heißt es da. Im Lande sei den Menschen noch sehr bewusst, was sie als Kultusministerin und Chefin der Münchner CSU so alles getrieben habe - Dinge, die zwei Jahre lang einen Untersuchungsausschuss beschäftigten.

Man werde wohl kaum neue Wähler gewinnen, sollte Seehofer weiter auf Hohlmeier als Spitzenkandidatin setzen, warnen hochrangige CSU-Führungskräfte. Zudem sei die Strauß-Tochter zwar bekannt und gewandt im Auftreten, aber völlig unbeleckt in europapolitischen Fragen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hingegen unterstützt zumindest indirekt Hohlmeiers Kandidatur: Angesichts der Verluste bei der Landtagswahl, nicht zuletzt in Altbayern, könnten "bekannte Persönlichkeiten" von dort "Wähler motivieren".

"Das wird eine spannende Debatte", sagt ein CSU-Vorstand über das Treffen der Parteispitze am Montag, bei dem man sich auf einen Vorschlag für die Europa-Liste einigen will. Auch der Sprecher der CSU-Europaabgeordneten, Markus Ferber, will Spitzenkandidat werden. Schon wird in der CSU-Spitze über die Möglichkeit einer Kampfabstimmung bei der Delegiertenversammlung im Januar gesprochen.

© SZ vom 19.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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