Mitten in Bayern:Dämliche Delinquenten

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Mancher Polizeibericht liest sich derart kurios, dass man es gar nicht glauben möchte. Doch es ist so: Dumme Verbrecher gibt es reichlich

Kolumne von Johann Osel

Ein Tiroler, der sich als "Postkartenräuber" einen Namen gemacht hat, muss in Haft. Ein österreichisches Gericht verurteilte den Mann am Dienstag für 14 Banküberfälle, drei davon in Bayern. Den Spitznamen bekam er, weil er sich zweimal per Postkarte bei den Ermittlern meldete: "Das war noch nicht alles", schrieb er zum Beispiel - was stimmte. 2017 im Kreis Lindau wurde er dann von einem Kunden überwältigt. Das ist kaum kurios. Wie spektakulär wäre dagegen die Vorstellung, er hätte sich beim Befeuchten der Briefmarke durch DNS verraten oder als Karte zufällig ein seltenes Sammlermotiv verwendet? Da das nicht der Fall war, muss für Spott und Schadenfreude über dämliche Delinquenten das Zeitungsarchiv herhalten. Bayerische Polizeiberichte boten auch 2018 allerhand.

Kürzlich kamen zwei Männer in Bamberg zur Liste hinzu. Um Joints zu rauchen, setzten sie sich direkt vor die Polizeiwache. Ohne Führerschein am Steuer und betrunken griff ein 16-Jähriger in Bayern dieses Jahr zum Handy, um seinem Vater die illegale Tour zu beichten; er wählte versehentlich den Notruf und plauderte alles aus. Weitere Tölpel-Gauner: ein Einbruchsversuch bei Ebersberg mittels Fonduegabel, die partout das Schloss nicht öffnete; ein Einbrecher nahe Wunsiedel, der am Tatort Pizza gebacken und Kaffee getrunken hat; ein Oberpfälzer, der in einem Imbiss Dutzende Schnitzel und Frikadellen klaute, nach einem Hinweis aber entdeckt wurde - der Pfannenwender in der Hand und Bratgeruch bis zur Straße ließen keine Zweifel.

Anwärter auf die dümmste Tat in Bayern ist ein Einbrecher aus München, der zum Ausleuchten eines Tatorts sein Handy nutzte. Auf dessen Display war er mit Freundin zu sehen, eine Überwachungskamera filmte das, polizeibekannt war er ohnehin. Er steht Favoriten vergangener Jahre in nichts nach: Nickerchen am Tatort oder Verlieren von Pässen sind Klassiker, ebenso nicht anspringende Fluchtautos. Unbeholfene Gauner gab es schon immer, so meldete das Würzburger Abendblatt 1858: In einem Gasthof wurde "ein Dieb ertappt, wie er eben beschäftigt war, silberne Löffel und sonstige Gegenstände sich anzueignen". Er ergriff die Flucht: aus dem Fenster des dritten Stocks auf die Straße. "Kaum noch lebend", so der alte Artikel, wurde er ins Hospital gebracht.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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