Mitten in Regensburg:Wenn Ratten Bus fahren

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In Regensburg gibt es rund 160 000 Ratten. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Auffallend oft sitzen sie in Regensburg in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber die Stadt könnte sich ein Beispiel an den Wikingern nehmen.

Kolumne von Andreas Glas

Im Gegensatz zur Stadt Regensburg, die bei Wirtschafts- und Wohlstandsrankings verlässlich gut abschneidet, stinkt die Ratte in Rankings eher ab. Vor acht Jahren hat das Magazin P.M. die Deutschen befragt, welches Tier sie denn so am wenigsten mögen. Die Ratte landete zwar auf dem zweiten Platz, hinter der Kakerlake. Doch wer sich im Sympathieranking von Spinnen, Würmern und Maden abhängen lässt, hat natürlich trotzdem ein Imageproblem. Eigentlich überraschend, leben Mensch und Ratte doch in friedlicher Koexistenz nebeneinander her. Selbst vorsichtigere Schätzungen gehen davon aus, dass hierzulande genauso viele Ratten leben wie Menschen. Daran gemessen fallen die registrierten Übergriffe von Ratten auf Menschen äußerst geringfügig aus.

Überträgt man die Schätzungen ganz unwissenschaftlich auf Regensburg, leben dort rund 160 000 Ratten. Manchmal sieht man nachts eine durch die Altstadtgasse huschen oder übers Bahngleis. Alles ganz unspektakulär. Bis jetzt. Denn plötzlich tauchen die Regensburger Ratten nicht mehr nur in der Nähe öffentlicher Verkehrsmittel auf, seit Neuestem sitzen sie mittendrin, noch dazu am helllichten Tag. Zuletzt stießen Busfahrer in Regensburg gleich dreimal auf Bus fahrende Ratten, die offenbar irgendjemand in Schachteln im Stadtbus abgelegt hatte. Einmal, schreibt die Mittelbayerische Zeitung, saß eine Rattenmutter samt ihrer 14 Kinder drin. Der Busfahrer brachte die Familie ins Tierheim.

Dort vermutet man, dass ein überforderter Haustierbesitzer die Ratten ausgesetzt haben könnte, weil ihm die Viecher "über den Kopf gewachsen sind". Man weiß ja, dass sich Ratten recht fix und unkontrolliert vermehren. Sie sind gewissermaßen die Karnickel unter den Nagetieren. So oder so handelt es sich um Einzelfälle, eine Rattenplage droht dem Regensburger Personennahverkehr eher nicht. Falls aber doch, könnten sich die Busfahrer an den Seefahrern orientieren. Die Wikinger hielten einst Katzen auf ihren Schiffen, um die lästigen Nager loszuwerden. Sollten sich die Stadtbusse tatsächlich süße Miezekatzen an Bord holen, würde dies Regensburg im Sympathieranking nur zugutekommen. Im Ranking der beliebtesten Haustiere liegt die Katze auf Platz eins.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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