Mitten in Nürnberg :Söder und die Macht der Bilder

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Eine Ausstellung in Nürnberg könnte den Ministerpräsidenten interessieren. Schließlich geht es um Fotos, das ist sein Metier. Aber auf den zweiten Blick ist es doch nicht die passende Schau

Kolumne von Lisa Schnell

In Nürnberg eröffnet gerade eine Ausstellung, die auf den ersten Blick geeignet wäre, die Aufmerksamkeit von CSU-Chef Markus Söder auf sich zu lenken. In der Ausstellung geht es um Fotos. Das trifft sich gut. Söders Affinität zu Bildern ist berühmt, manchmal auch berüchtigt. Man erinnere sich zum Beispiel an dieses Foto mit dem Kreuz, aber gut, das ist schon lange her. Der Mann, der ihn damals als Vampir verlacht hat, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, ist jetzt so was wie sein ziemlich bester Freund und statt Kreuze an die Wand pflanzt Söder jetzt Bäume in den Boden.

Er ist offen für Neues. Das kann man ihm nicht absprechen. Haben Sie das mit den Frauen gehört? Eine Quote! Wilde Ideen hat der Mann. Aber zurück zu den Fotos. Auch da gibt es neue Trends, die man als moderne Partei, wie die CSU es sein möchte, verfolgen muss. Bevor ein Trend die Massen erreicht, wird er oft von Künstlern zelebriert. Wer weiß, vielleicht lauert im Nürnberger Museum für Industriekultur ja der nächste Instagram-Hit? Derzeit ist es da übrigens en vogue, sich besonders fehlerhaft und dadurch authentisch zu geben. Könnte sein, dass Söder daran noch arbeiten muss.

In der Ausstellung in Nürnberg aber geht es um etwas anderes. Es werden Bilder gezeigt, auf denen Models vor den Sehenswürdigkeiten der Stadt posieren. Auch das Motive, die Söder durchaus zusagen dürften. (Gemeint sind natürlich die Sehenswürdigkeiten, nicht die Models.) Schließlich ist Söder gebürtiger Nürnberger und nächstes Jahr ist Kommunalwahl. Der beliebte SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly tritt nicht mehr an und die CSU wittert zum ersten Mal seit Jahren eine Chance, die SPD zu schlagen. Jedes Foto, auf dem Nürnberg und Söder zusammen glänzen, ist da hilfreich. Und, da es schon sehr viele solcher Fotos gibt, auch jeder Hinweis, wie man sie noch spektakulärer machen könnte.

Die in Nürnberg ausstellende Künstlerin Andrea Stern hat sich wirklich etwas Neues ausgedacht. Sie hat die Haut der Fotomodels bemalt und zwar mit dem, was sie verdecken. Das Ergebnis: Sie verschmelzen mit dem Hintergrund und sind kaum zu sehen. So gesehen dann vielleicht doch nicht die richtige Ausstellung für Markus Söder.

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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