Mitten in Nürnberg:Schampus statt Campus

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Ja, wo bleibt es denn, das Super-Forschungsgelände auf dem ehemaligen AEG-Areal in Nürnberg? Groß angekündigt - aber der Vertrag ist immer noch nicht unterschrieben

Von Olaf Przybilla

Der 23. September 2014 war kein Tag für Miesepeter. Drei leibhaftige bayerische Minister saßen mit feierlichen Mienen im Nürnberger Heimatministerium, bevor der erste Satz gesprochen war, dudelte gediegene Loungemusik. Der Saal war gefüllt mit Honoratioren, alle mit beseeltem Lächeln, der Bedeutung des Moments angemessen. Leider hatte keiner einen Superlativ-Zähler dabei, die drei Minister - Söder, Spaenle, Herrmann - bombardierten sich regelrecht damit. Immerhin auf einen gemeinsamen Superlativ konnte man sich einigen am Ende: Auf dem früheren AEG-Gelände in Nürnberg soll das "Garching von Nordbayern" entstehen. Ein bedeutender Forschungscampus also, mit bis zu 5000 Studenten.

Solche Momente kennt man von Festivitäten im privaten Kreis. Alle sind feierlicher Stimmung, alle haben sich herausgeputzt und tragen Getränk samt betoniertem Lächeln vor sich her. Selbst im kleinen Kreis bestätigen sich permanent alle gegenseitig, wie groß der Augenblick gerade ist, wie bedeutsam. Bis doch einer glaubt, meist ein ungehobelter Troll, die entrückte Stimmung stören zu müssen. Im Heimatministerium erfrechte sich einer zur Frage, ob die Festtagsstimmung die privaten Eigentümer des AEG-Geländes nicht womöglich in eine etwas zu komfortable Verhandlungsposition versetze? Immerhin sei ja noch überhaupt nichts unterschrieben.

Peinlich berührtes Raunen, immer dasselbe. Da will man sich mal ordentlich auf die Schulter klopfen und sich großzügig zusichern, wie super alles ist. Und dann kommt einer und glaubt, seinen kleinkarierten Kram absondern zu müssen. Wenn der Freistaat, wenn Markus Söder einem Immobilienbesitzer mitteilt, dass er sein Grundstück will und nur seines - dann wird dieser Immo-Heini das schon hergeben zu einem hochherzigen Preis! Wär ja noch schöner.

Gut, 16 Monate später kommt das mit dem Franken-Garching noch nicht so richtig in Gang. Es hakt wohl, nun ja, daran, dass man sich nicht recht über den Grundstückspreis einigen kann. Auch wenn das natürlich alle irgendwie bestreiten, die einen allerdings mehr, die anderen weniger. Egal. Die Musik war schön. Und die Häppchen werden in guter Erinnerung bleiben. Das allein zählt.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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