Mitten in Nürnberg:Fränkische Science-Fiction

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Als Franken mit einem neuen Museum frisch und mutig sein wollte, sah man Konkurrenz zum Deutschen Museum. Und selbst als Super-Markus einen Kompromiss vorschlug, rief das Bedenkenträger auf den Plan

Von Olaf Przybilla

Menschen, die was von "Science Centern" verstehen, erklären einem den Unterschied zum Wissenschaftsmuseum so: Im Museum blicken technikbegeisterte Heranwachsende gerne mal auf das Schild "Bitte nicht berühren". Im Science Center werden sie förmlich aufgefordert dazu. Natur soll man hier im Wortsinn begreifen.

Das ist etwas holzschnittartig, denn selbst der verstaubteste Museumsmann dürfte inzwischen begriffen haben, dass er der digitalen Generation mit der Methode Objekt-hinter-Glas in etwa so nahe kommt wie die Erde dem Jupiter. Und trotzdem ist der Graben noch immer tief: hier das traditionelle Museum mit wissenschaftlicher Sammlung. Dort das trendige Ausstellungshaus, in dem der Besucher vor allem mittun soll.

Vor einigen Jahren haben ein paar Freaks in Nürnberg, Fürth und Erlangen eine Idee voranzutreiben versucht. Sollen sie in München ruhig stolz sein auf ihr Deutsches Museum mit seinem hehren Anspruch. Nach Nordbayern dagegen würde doch womöglich ein Gegenentwurf passen. Nürnberg und Fürth waren immerhin mal der Industriekern Bayerns, Erlangen wird beneidet um seine Medizintechnik. Da wäre ein interaktives Technikcenter eine lässige Idee.

Geworden ist bisher nichts aus diesen hochfliegenden Plänen. In München reagieren die Ministerien reserviert: keine Konkurrenz bitte zum Deutschen Museum im Freistaat. Und in Franken konnten sie sich nicht mal auf einen Ort einigen. Drei Städte finden, dass sie regelrecht geschaffen sind für so ein Center.

Und wie es immer so ist in Franken: Am Ende kommt Super-Markus. Warum keine Dependance des Deutschen Museums in Nürnberg gründen, in einer der vielen Brachen, gern in der Südstadt, wo Erlebnispädagogik so sinnvoll sein dürfte wie sonst nirgendwo in Bayern? Markus Söder will es so. Und nachvollziehbar ist es allemal: Franken bekommt ein neues Haus, das Deutsche Museum keine Konkurrenz. Und kann obendrein zeigen, dass es auch trendiges Mitmachmuseum kann. Allein: Nürnbergs Museen fürchten jetzt schon importierte Konkurrenz aus München. Es könnte ja thematische Überschneidungen geben mit dem neuen Haus. Manchmal kann einem sogar der Söder leidtun.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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