Mitten in Fürth:Im Odenwald bei Mittelfranken

Lesezeit: 1 min

Wer dieser Tage gerne ins Ballett gehen will, der sollte die Ankündigungsplakate gründlich lesen. Es besteht Verwechselungsgefahr. Was seltsam genug ist, hat Fürth doch wahrlich seine Alleinstellungsmerkmale

Kolumne von Olaf Przybilla

Natürlich wollen sie sich im Odenwald auch mal verzaubern lassen von der Schwanenkönigin. Aber es hilft ja nichts: Würde ein Odenwäldler aus Fürth, gelegen an Südhessens Bergstraße, sich auf den Weg dorthin machen, wohin ihn Schwanensee-Plakate dieser Tage zu locken versucht haben - er würde schon an der Bezeichnung "Stadthalle" scheitern, wo der Schwan angeblich auftreten soll. Nein, Fürth im Odenwald ist kein Kaff. Eine Stadt aber auch nicht. Und also ist es schon ontologisch nicht ganz einfach, dort eine Stadthalle aufzusuchen. Geschweige denn Schwanensee.

Das Verstörende ist: Der Fall, den die Fürther Nachrichten nun aufgedeckt haben, ist beileibe nicht der erste. Diesmal war's ein Ballett-Veranstalter, der Fürth mit Fürth verwechselt und seine Schwanenplakate einfach in den Odenwald gepappt hat. Wobei ja niemand dem Odenwäldler einen Tschaikowsky-Abend verargen will. Aber dazu müsste er eben aufbrechen nach "Fürth in Bayern", wie das die Deutsche Bahn nennt. Was für sich genommen auch schon einer Niedertracht gleichkommt. Oder käme jemand auf die Idee, in der Landeshauptstadt "München in Oberbayern" anzukündigen, nur weil es auch München im Kreis Passau gibt?

Eben. Also nochmals für alle Zugbegleiter und Ballettveranstalter dieser Welt: Fürth ist - per definitionem - eine Großstadt in Franken. Sie waren da mal deutscher Fußballmeister. Und falls man sich das auch nicht merken kann, so doch wenigstens dies: Es gibt dort einen OB der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (das ist die mit den einstelligen Ergebnissen), der mit bis zu 80 Prozent Zustimmung gewählt wird. In Bayern! Das wird man sich doch mal merken können.

Nicht? Also dann bitte auf Youtube ein Video anschauen, das besagter OB Thomas Jung hat drehen lassen. Es beginnt damit, dass Jung in seinen Rechner blickt und sagt: "Da schau her, die Walhalla. Da ist bestimmt unser Ludwig Erhard auch drinnen." Ist er nicht. Also klemmt sich der Sozi einen Plastik-Erhard (Erhard war ein CDU-Mann aus Fürth in Bayern) untern Arm und chauffiert ihn zur Walhalla. Der Film versteht sich offenbar als Aufforderung. Man kann ihn hemdsärmelig und närrisch finden. Aber erfolgreich - wetten? - wird er trotzdem sein. Also: anschauen und Fürth kennenlernen!

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: