Mitten in Coburg:Und der Laie wundert sich

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Experten haben nach neun Jahren festgestellt, was Dagmar Escher von Anfang an wußte: Das Gelände für einen geplanten Flughafen ist ungeeignet

Von Olaf Przybilla

Nein, Dagmar Escher fühlte sich ursprünglich nicht berufen, sich zur Fachfrau für Verkehrslandeplatzgenehmigungsverfahren zu erklären. Sie ist gelernte Sozialpädagogin, muss zu Hause eine Familienangehörige pflegen, da bleibt wenig Raum für Hobbys. Und für so eines schon gar nicht. Aber hilft ja nix. 30 Millionen Euro für einen neuen Landeplatz, weil es ein paar, sagen wir vorsichtig, selbstbewusste Unternehmer in und um Coburg so fordern - das wirkte auf sie irgendwie merkwürdig. Seit neun Jahren wird dieser neue Landeplatz geplant und seit neun Jahren blättert Dagmar Escher in Flughafenbaufachliteratur und denkt sich fortlaufend: "Hm, stimmt doch gar nicht, was die Flugplatzplaner da behaupten."

Aber klar, sagt Frau Escher: Es gab immer wieder die Momente, wo sie zu Hause saß, sich um einen pflegebedürftigen Menschen kümmern wollte und sich dachte: "Ach je, bist halt doch nur eingelesener Laie, vielleicht verstehst du das alles nicht richtig." Und wenn dann die öffentliche Häme kam von den Herren , die von sich behaupten, sie wüssten, was Sache ist. Und wenn sie angefeindet wurde und einmal gar eine Unterlassungserklärung unterschreiben musste - dann kamen Frau Escher schon mal Zweifel an ihrem, wie man so sagt, Alltagsverstand.

Bis nun also nach neun Jahren Coburger Flugplatzplanung dieses amtliche Schreiben vor ihr liegt. Ausgestellt vom Luftamt Nordbayern mit Bezug auf die Deutsche Flugsicherung. Zwei Seiten umfasst es und schließt mit dem netten Satz an die Herren Flugplatzplaner: "Wir geben Ihnen nochmals die Möglichkeit, Ihren Antrag bis zum 21.09.2015 zurückzunehmen. Sofern bis zu diesem Zeitpunkt keine Rücknahme erfolgt, muss der Antrag abgelehnt werden."

Eine Abwägung, lässt das Amt noch wissen, finde übrigens nicht mehr statt. Denn es gebe da einen "zwingenden Versagensgrund": Das Gelände sei schlicht "für die Neuanlage eines Flugplatzes ungeeignet". Das könnte man deutlich nennen. Stellt sich für Frau Escher jetzt nur die Frage, wie so was kommen kann. Immerhin gab es schon einen Bürgerentscheid und auch sonst ist bereits viel Geld in die Planung geflossen. Aber vielleicht, sagt Dagmar Escher, kann man das einfach nicht verstehen. So als Laie.

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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