Mitten in Bayern:Vorsicht! Gefährlicher See

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Ein schönes Gewässer, vielleicht eine Wiese oder sogar ein Steg. Klingt alles nach einem wunderbaren Sommer-Bade-Vergnügen. Bloß nicht! Sonst riskieren es die Verantwortlichen, massiven Ärger zu bekommen

Glosse von Matthias Köpf

Die Holzplattform sieht aus wie ein Badesteg. Dafür sprechen die stählernen Leitern, die hinunter ins Wasser führen. Dagegen spricht der ebenfalls stählerne Zaun, der die Plattform ansonsten vom Abtsdorfer See trennt - und nicht nur die Plattform, sondern auch alles andere, was die Laufener bisher stets als ihr Strandbad angesehen haben. Doch bei so was ist inzwischen äußerste Vorsicht geboten, und "Strandbad" ist da auch viel zu riskant. Denn das klingt ja immer noch nach Strandbad, obwohl der Sprungturm und die Rutsche schon vor Jahren abgebaut wurden. Das hat die Gefahr aber nicht gebannt, denn ohne Zaun hat das Strandbad auf den Gutachter ganz den Eindruck einer Naturbadestelle gemacht, und die bräuchte eine Badeaufsicht. Sonst, so stellt der Professor für Wirtschaftsrecht die Lage dar, stehen Bürgermeister Hans Feil und die 20 Laufener Stadträte mit mehr Beinen im Gefängnis als der Steg im See.

Darum sah sich die Stadt im Berchtesgadener Land gezwungen, den Zaun zu ziehen zwischen Ufer und See und das Ganze fortan lieber "Badestelle" zu nennen, weil die bekanntlich keine Aufsicht habe. Zur absoluten Rechtssicherheit fehlen nur noch ein paar Warnschilder anderswo am See, wo man zwar auch baden kann, es aber nicht ganz so aussieht, als ob jemand extra dafür gesorgt hätte.

Was nur kurz gefehlt hat, waren die Zaunsegmente um den Steg. Die hatte in der Nacht zum Samstag jemand abmontiert, am Ufer abgelegt und am Steg stattdessen ein Transparent mit der fischvergessenen Aufschrift "Nur ein trockener See ist ein sicherer See" angebracht. Denn der Zaun mag zwar den Gutachter, die Stadt, ihre Amtsträger und die Versicherung beruhigen, doch bei vielen anderen hat er das glatte Gegenteil bewirkt. Im Rathaus aber sieht man aber spätestens seit dem Gutachten keine Alternative. Alles andere wäre nun Vorsatz, heißt es. Denn seit der Bundesgerichtshof 2017 eine Gemeinde in Rheinland-Pfalz für einen Badeunfall haftbar gemacht hat, fürchten die Kommunen notfalls beweisen zu müssen, dass sie alles für die Sicherheit getan haben. Und so werden seit Jahren Badeflöße abgebaut, Stege verrammelt und Rutschen demontiert. Auch in Laufen ist man jetzt lieber auf der sicheren Seite. Der See ist auf der anderen.

© SZ vom 09.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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