Mitten in Bayern :Seliges Zapfendorf, armes Eggenfelden

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Wurde an dieser Stelle gerade noch Eggenfelden hervorgehoben, weil es nur ein paar Eierwürfe aufzuklären hat, während in Zapfendorf die Vandalen weit umfangreicher wüten, muss das nun revidiert werden. Denn in Oberfranken meldet die Polizei einen Erfolg

Kolumne von Olaf Przybilla

Gestern war an dieser Stelle eine Diagnose zu lesen, wonach es sich bei der Stadt Eggenfelden um einen Ort relativer Sorglosigkeit handelt. Der Grund: Dort, in Niederbayern, müsse man sich lediglich einen Kopf machen, wer da einen dunklen Drang nicht unterdrücken kann, in der Nacht stets dasselbe Haus mit diversen Eiern zu beballern. In Zapfendorf, Oberfranken, dagegen?

Da fliegen die Eier seit mehr als einem Jahr. Und weiß Gott nicht nur das. Eine abgesägte Hagebutte hier, ein demontierter Nussbaum dort, zuletzt gar ein abgeholzter Christbaum. Verdächtiges Zeug am Bahnhof, alarmierendes Gelump an der Brücke. Pferdekot im Freibad, Hundefäkalien im Aufzug und Eier, natürlich Eier. Am Fahrkartenautomaten etwa. Und das alles fast immer, wenn der Bürgermeister gerade im Urlaub ist und sich der Stellvertreter um den Mist kümmern muss. Das ist dann schon, mit Verlaub, eine andere Mysteriums-Liga als ein paar zerschellte Hühnereier an der Hauswand.

Nun gilt der alte Adenauer ("Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern") noch immer mehr als Oli Kahn ("Eier, wir brauchen Eier"). Und so muss hier mit dem Ex-Bundeskanzler kleinlaut eingeräumt werden, dass die Eggenfeldener eben doch viel schlimmer dran sind als die Zapfendorfer. Weil in Eggenfelden grübeln sie noch immer. In Zapfendorf ist das perdu - seit Mittwoch, 9.27 Uhr.

Da nämlich verkündete das Polizeipräsidium Oberfranken einen astreinen Erfolg. Nach anderthalbjähriger Ermittlungsarbeit haben sie nicht etwa einen Tatverdächtigen. Sie haben deren gleich vier - und das in zwei, wie soll man sagen, unterschiedlichen Serientätergruppen.

Es ist so: Für das attrappenhafte Zeug an Bahnlinie und Autobahn scheint ein Mann verantwortlich zu sein. Er wurde in einer Klinik untergebracht. Völlig unabhängig davon sind die Baumfällereien, Fäkalattacken, Eierwürfe. Die gehen wohl aufs Konto von drei Mädchen, die jüngste 13, die älteste 15 Jahre alt. Eingeräumtes Tatmotiv: Langeweile. Und warum das immer, wenn der Bürgermeister, selbst Vater schulpflichtiger Kinder, gerade im Urlaub oder Wochenende war? Wohl, weil die drei da eben auch frei hatten. Was schon mal öde sein könnte in Zapfendorf.

Bleibt noch die Causa Eggenfelden. Gibt's da eigentlich ein Landschulheim?

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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