Mitten in Bayern:Polizist ja, Bulle nein

Lesezeit: 1 min

Autokennzeichen haben für den Fahrzeugbesitzer oft eine persönliche Note. Doch mit dem Innenministerium sollte man es sich nicht verscherzen

Kolumne von Jacqueline Lang

Was ist Einwohnern der bayerischen Gemeinde Burglengenfeld nicht möglich? So lautete eine 500-Euro Frage, die Elton und Judith Rakers in der ARD-Sendung "Wer weiss denn sowas?" hätten beantworten sollen. Die beiden Nichtbayern waren aber offenbar noch nie in der Kleinstadt in der Oberpfalz, denn sie entschieden sich für Antwort B: "Nach München zu fahren, ohne eine Landesgrenze zu passieren." Genauso falsch wäre selbstverständlich Antwort C gewesen: "Eine Bleibe mit einer ungeraden Hausnummer zu beziehen."

Bleibt also nur Antwort A: "Ein Kfz-Kennzeichen mit den Wunschbuchstaben "LE" zu führen." Das Landratsamt Schwandorf und das Verkehrsministerium haben diese Endung auf Bitten des bayerischen Innenministeriums bereits 2013 verboten. "BUL" für Burglengenfeld und die Wunschkombination "LE" ergeben zusammen nämlich das Wort Bulle, umgangssprachlich für Polizist. Ein Sprecher des Landratamts teilte der Mittelbayerischen Zeitung damals mit, dass das Kennzeichen anstößig und beleidigend für diese Berufsgruppe sei und deshalb in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehe. Besonders interessant: Unter jenen, die sich das Kennzeichen bereits reserviert hatten, war damals auch ein Polizist. Sein Wunschkennzeichen: "BUL-LE 1".

Vermeintlich lustige Kennzeichenkombinationen wie dieses, gibt es viele. Etwas abgedroschen sind "S-EX" in Stuttgart oder "FR-AU" in Freiburg. Ein wenig kreativer hingegen war ein Bestattungsunternehmen in Amberg, dessen Fahrzeug mit dem Kennzeichen "AM-EN" unterwegs ist; ein Augsburger Rettungswagen fährt mit dem Kennzeichen "A-UA" durch die Straßen. Das möglicherweise lustig gemeinte Kennzeichen "DAH-WC" wurde einem Dachauer allerdings zum Verhängnis, weil ein Passant dies fälschlicherweise als Aufforderung verstand.

Glaubt man einer Studie der Hochschule Heilbronn, sind Autokennzeichen für viele Deutsche identitätsstiftend. Menschen zahlen Geld dafür, dass nicht irgendwelche Buchstaben auf ihrem Nummernschild stehen, sondern welche mit Bedeutung. In den meisten Fällen sind das die Initialen oder der Geburtstag. Individuell? Na ja. Da wäre das Kennzeichen "Bulle" für einen Polizisten immerhin kreativer.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: