Mitten in Bayern :Hubert Aiwangers Obsessionen

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Der Chef der Freien Wähler scheint einen Zwang zu haben. Er muss andauernd das Wort "Straßenausbaubeitragssatzung" sagen. Das wird wohl erst am Tag der Landtagswahl ein Ende finden

Kolumne von Lisa Schnell

Es gibt da eine Szene aus Charlie Chaplins Film "Modern Times", die gerade sehr an den Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, erinnert. Chaplin steht am Fließband, seine Aufgabe ist es, zwei Schrauben mit zwei Schraubenschlüsseln festzuziehen. So oft und so lange, dass er irgendwann nur noch Schrauben sieht, nur noch diese kleine Handbewegung macht. Nichts ist vor ihm sicher. Er sieht eine Nase, er dreht daran, einen Knopf, eine Brustwarze, Chaplin dreht und dreht. Überall Schrauben, ja, sogar am Rock diverser Frauen, die Chaplin zu deren Leidwesen durch die Fabrik jagt.

Was für Chaplin die Schrauben sind, ist für FW-Chef Aiwanger ein Wort: Straßenausbaubeitragssatzung. Er scheint nicht anders zu können, wenn er den Mund aufmacht, kommt es heraus. Straßenausbaubeitragssatzung, von deren Abschaffung sprach Aiwanger am Dienstag, am Montag, am Sonntag. Straßenausbaubeitragssatzung, auch zuvor am Donnerstag, Mittwoch und Dienstag. Von der Straßenausbaubeitragssatzung schreibt Aiwanger in Pressemitteilungen. Über die Straßenausbaubeitragssatzung will er am Donnerstag in der aktuellen Stunde im Landtag sprechen, zum zweiten Mal. Wer dieses Wortungetüm einmal ausgesprochen hat, möchte es nie wieder tun. Aiwanger aber scheint von einer fremden Macht gezwungen zu werden. Absurde Szenen spielen sich vor dem inneren Auge ab: Was gibt's zum Frühstück, Hubert? Straßenausbaubeitragssatzung. Wann holst du die Kinder? Straßenausbaubeitragssatzung. Chaplin würde wohl sagen: Da hat sich eine Schraube gelockert und würde sofort verzückt seinen Schraubenschlüssel ziehen.

Seine Schraubenobsession erzählt von der Entfremdung des Menschen durch die Maschine, bei Aiwanger handelt es sich um eine Entfremdung der FW durch die CSU. Aiwanger hatte ja Erfolg mit seiner Forderung, die CSU ist im Wahljahr auch für eine Abschaffung der Straßenausbau ... - na, Sie wissen schon. Und damit der Wähler dabei nicht vergisst, wer der Vater des Gedankens war, wird Aiwanger wohl immer weiter erzählen von der Stra ... - ja, jetzt ist gut. Wirklich gut sein lassen wird er es aber wohl erst am 14. Oktober, am Tag der Landtagswahl. Bei Charlie Chaplin endete es in der Nervenheilanstalt.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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