Mitten in Bayern:Der Bayer gegen den Schönen

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Die Schlacht bei Ampfing, anno 1322 ausgefochten, hat nun angemessen plakativ ihren Niederschlag gefunden - auf 600 Quadratmeter Betonmauer

Kolumne von Matthias Köpf

Obwohl ja immer noch Schlachten geschlagen werden, sind Schlachtengemälde zuletzt doch deutlich aus der Mode gekommen. Oft hängen sie als ölige Schinken in dunklen Farben schwer an Museumswänden herum, das Publikum schreitet vorüber und sucht sich sonnigere Sujets. Aber das alles geht natürlich auch zeitgemäßer, so wie das Kriegführen selber stets mit der Zeit gegangen ist. Die Schlacht bei Ampfing zum Beispiel ist nicht nur deswegen von großer Bedeutung, weil es damals für Ludwig den Bayern gegen Friedrich den Schönen ging, also gegen die Österreicher. Sie soll auch die letzte große Ritterschlacht der Geschichte gewesen sein, danach sind die Feuerwaffen aufgekommen. Rein gemäldemäßig muss man sich der Schlacht bei Ampfing jetzt jedenfalls auch nicht mehr unbedingt zu Fuß und in irgendeinem Museum nähern. Das geht jetzt auch mit dem Rad oder im Auto, und zwar direkt in Ampfing, an der Bahnunterführung an der Münchner Straße.

Ein klassisches Schlachtengemälde ist das Werk aber gar nicht geworden, das wäre selbst auf 600 Quadratmetern Betonmauer an der Bahnunterführung wohl doch zu kleinteilig fürs Vorbeifahren. Stattdessen ist die Darstellung angemessen plakativ, auch farblich mit viel Weiß und Blau für den Bayern und Rot-Weiß-Rot für den Schönen - wobei der Bayer da sicher der noch viel Schönere war. Und gewonnen hat er die Schlacht ja auch, schon deswegen dominieren Weiß und Blau das Bild, als sei es die Mundschutzmaske des Ministerpräsidenten.

Entstanden ist es übrigens in hoheitlichem Auftrag, oder zumindest im Auftrag der Gemeinde Ampfing, die im Andenken an jene Schlacht auch schon zwei Morgensterne im Wappen führt. Mit dem Mammutwerk des heimischen Street-Art-Künstlers Rudolf Huber und dreier Kollegen hat die Gemeinde jetzt jedenfalls auch ein Zeichen dafür gesetzt, dass jene Schlacht die Schlacht bei Ampfing war und nicht die Schlacht bei Mühldorf, als welche sie ebenfalls in die Geschichte eingegangen ist. Die Schlacht bei Mühldorf fand übrigens anno 1322 statt, genau wie die bei Ampfing. Mit dem Schriftzug "700 Jahre Schlacht bei Ampfing" liegen die Ampfinger da nun aber klar in Führung und sind noch mindestens zwei Jahre lang mehr als zeitgemäß.

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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