Mitten in Bayern :Armes Zapfendorf, seliges Eggenfelden

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In Niederbayern sind kürzlich Eier auf ein Wohnhaus geflogen, dreimal zwar schon, aber das ist noch nichts gegen den Unbill, der Zapfendorf ereilt. Ravioli im Christbaum, Pferdeäpfel im Freibad. Und eine Lösung nicht in Sicht

Kolumne von Olaf Przybilla

Die Sorgen der Eggenfeldener würde der Bürgermeister von Zapfendorf gerne haben. Nur sagen würde Volker Dittrich das natürlich nie, so was gehört sich nicht. Es ist so: In Eggenfelden, Niederbayern, machen sie sich gerade einen Kopf, warum jemand nachts mit Eiern auf ein Einfamilienhaus ballert. Dreimal ist das schon passiert, an dieser Stelle war kürzlich - der diffusen Spurenlage wegen - von einer Art "perfektem Verbrechen" die Rede. Soll sein, soll sein. Dass das ärgerlich ist, wird keiner in Abrede stellen. Aber was sollen sie da bitte in Zapfendorf, Oberfranken, sagen?

Dort geht das nun schon mehr als ein Jahr so. Und in Zapfendorf redet man da nicht über Eierwürfe, das ohnehin. Aber das ist noch die kleinste aller Hausnummern des Missvergnügens in der Marktgemeinde. In Zapfendorf regen sie sich über die Pferdeäpfel im Freibad auf. Und über die Tierfäkalien, die sie von Infotafeln am Bahnhof entfernen müssen.

Überhaupt scheint in Zapfendorfs Verkehrsinfrastruktur kaum noch was sicher zu sein. Mal muss man Attrappen unter der Autobahnbrücke entfernen, dann beim Bahnhof, der Fahrkartenschalter ist vor Attacken eh nicht sicher. Stichwort: Eier. Das Widerwärtigste aber sind die handstreichartigen Intrigenstücke gegen den Christbaum. Über eine Büchse Dosenravioli im Tannenbaum durfte man sich 2017 aufregen. Und weil das der Abteilung Ortskomplott offenbar nicht degoutant genug war, wurde ein Jahr später - alles schläft, einsam wacht - gleich der ganze Weihnachtsbaum umgenietet.

Kürzlich ging ein Aufschrei der Erleichterung durch Zapfendorf. Ein Mann ist in Gewahrsam, der Spuk wird wohl ein Ende haben! Hatte er nicht. An Neujahr flogen wieder Eier. Und als wäre das nicht nebulös genug, hat der Fränkische Tag nun eine frappante Beobachtung gemacht: "Irgendwie haben die Attacken das Muster, dass sie in der Zeit verübt werden, in der er" - Bürgermeister Dittrich - "offiziell Urlaub hat." Was ist das? Hat man es da mit einem in der Rechtsgeschichte singulären Modus Operandi zu tun? Ist der Rathauschef weg, dann dreht einer frei?

Wissen Sie mehr, Herr Bürgermeister? Es gebe neue, heiße Erkenntnisse, antwortet Dittrich. Aber ihm seien da die Hände gebunden, "ich darf noch nichts sagen". Oh, du glückliches Eggenfelden!

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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