Mitten in Bayern:Alarm, die Dänen kommen

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Wenn am Mittwoch der skandinavische Adel zu Besuch ist, bringt das allerlei Stil-Fragen mit sich. Ob Horst jemals ein royales Fashion-Statement gelingt?

Von Anna Günther

Dieser Tage Mäuschen spielen in der Staatskanzlei, direkt unterm Chef-Schreibtisch, das wär's. Ob jetzt schon die Drähte nach Ingolstadt heiß laufen und der so oft selbstgefällig wirkende Hausherr mit seiner Karin Trachtenjanker und Krawatten durchgeht? Oder wagt er mal was Wildes, einen Anzug mit lockerem Krawattenschal à la Spaenle? In Sachen Mode hat der Bildungsminister seinem Chef jedenfalls etwas voraus. Nicht auszudenken, wenn das Lieblingsensemble ausgerechnet Mittwoch in der Reinigung hängt. Wenn endlich wieder royaler Glanz in der Residenz einzieht.

Klar, die Ministerpräsidenten fühlten sich in Bayern schon immer ein bisschen wie Herrscher von Gottes, ähem, Volkes Gnaden. Darüber schweben für Traditionalisten nur der Kini und Franz Josef Strauß. Doch egal, welches Outfit Karin Seehofer ihrem Horst rauslegt, gegen die echten Kronprinzen aus Dänemark kommt Seehofer nicht einmal als Trio mit Ilse Aigner und Markus Söder an. Kronprinzessin Mary gilt als Stilikone schlechthin. Ihre Outfits sind ausverkauft, sobald die Fotos kursieren.

Besuchen die europäischen Prinzessinnen Deutschland, gerät das Volk fähnchenschwingend außer sich, so mancher wünschte sich, dass auch bei uns. . . Klar, Franz Herzog von Bayern wohnt nicht weit in Nymphenburg, aber die Macht hat der Ministerpräsident. Wenn am Mittwoch aber nur die rot-weiße Flagge Dannebrog zu Mary-Rufen durch die Luft wedelt, nein, das darf nicht sein. Seehofer könnte Mitarbeiter rausschicken, die weiß-blaue Horst-Fähnchen verteilen - inkognito natürlich. Und was plant eigentlich Söder? Einen Staatsstreich. Er lädt schon morgens auf seine Nürnberger Burg zum Frühstück - Kronprinzen unter sich.

Royalisten werden am Mittwochmittag vor der Residenz Schlange stehen, um einen Blick auf Frederik und Mary zu erhaschen. Nach einem Gedankenaustausch - was auch immer das heißen mag - geht es in den Gartensaal zum obligatorischen Gästebucheintrag vor dem Mittagessen. 75 Minuten Ministerpräsidenten-Smalltalk, nach elf Jahren im Amt dürfte Mary das huldvoll ertragen - und sich insgeheim Mama Bavaria herbeiwünschen: "Horsti, geh lass' die Leut' z'frieden und spiel daheim Eisenbahn."

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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