Mitten in Bamberg:Starkes BA, BBB, BuB, BaLi und BM

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Mit solchen Wortungetümern muss sich Bambergs OB Andreas Starke (SPD) seit Neuestem herumschlagen. Grund ist die Zersplitterung des Stadtrats - und auch ansonsten läuft es in der oberfränkischen Kommune gerade nicht so recht rund

Kolumne von Olaf Przybilla

Ist eine Partei so gebeutelt wie die Bayern-SPD, so braucht sie wenigstens in den Kommunen Charakterköpfe. Nürnbergs OB Ulrich Maly war da stets Vorzeigemann in Nordbayern, beerbt haben ihn die Rathauschefs in Fürth und Bamberg. Beide gelten als agil und maximal leutselig, eigentlich könnte man annehmen, dass das Arbeiten für Thomas Jung in Fürth und Andreas Starke in Bamberg eine vergleichbar kommode Sache ist; so als Stadtoberhäupter mit mehr als einem Dutzend Jahren an Regierungserfahrung. So aber kann man sich irren.

Kurzer Blick nach Fürth, wo Thomas Jung zwar weiter "Oberbürgermeister" in der Stellenbeschreibung stehen hat, seinem Job aber eher als demokratisch legitimierter Stadtkönig nachgeht. Ja doch, die SPD hat bei der Kommunalwahl nicht mehr die absolute Mehrheit eingeheimst in Fürth, nach der Wahl aber geschwind das Amt eines Dritten Bürgermeisters aus der Taufe gehoben und mitfühlend der in Fürth zur Schwindsucht neigenden CSU zugesprochen. Die war Jung zuvor schon gnädigst ergeben und ist es nun erst recht. Was die Grünen sagen, interessiert Jung traditionell mäßig, und so darf man sich den einen fränkischen Maly-Erben als glücklichen Mann vorstellen.

Der andere, Andreas Starke in Bamberg, könnte sich - sollte er womöglich demnächst keine Lust mehr haben aufs Regieren - als ausgebildeter Sprachtrainer an Schauspielhäusern ins Gespräch bringen. Trainieren kann er das nämlich schon jetzt täglich. Starke sitzt im Rathaus 44 Stadträten gegenüber, die 14 Halbgroß-, Klein- und Kleinstgruppierungen angehören. Ruft man sie nacheinander auf, klingt's so, als würde ein Schauspielschüler um Vokalisation und Lautlehre ringen: BA, BBB, BuB, BaLi, BM. Im Rat formiert sich gerade ein Zweckbündnis, das für die Mittagspause nur Baguettes vorbestellen kann, weil der Name auf keine Semmeltüte passt: FW-BuB-FDP-Volt-ÖDP-BM-BaLi-DiePartei. Die Grünen geben sich renitent selbstbewusst, die CSU widerspenstig bis bockig - und so fliegen in Bamberg die Fetzen.

Und nun steht auch noch der Staatsanwalt in der Rathaustür, weil der SPD vor der Wahl für Werbung die Nationalität von Wählern herausgegeben wurde, was wohl nicht korrekt war. Armer OB. Aber am Theater soll's ja auch ganz nett sein.

© SZ vom 20.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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