Mitten in Bamberg:Der Mohr soll gehen

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In Bambergs historischem Herzen steht das Mohren-Haus, ein Laden für schöne Dinge. Nun wird diskutiert, ob der Name heute noch angebracht ist. Die Debatte führt so weit, dass sogar der Erzbischof dem Gerücht widersprechen muss, es dürfe in diesem Jahr keiner der Heiligen Drei Könige mehr schwarz im Gesicht geschminkt werden

Von Olaf Przybilla

Gäbe es eine Liste der angesagtesten Geschäfte Bayerns, das Mohren-Haus in Bamberg müsste da wohl drauf. Und das schon deshalb, weil sich dieses "Haus für schöne Sachen" - Tee, Feinkost, Trendartikel - an der Oberen Brücke mit Blick aufs Alte Rathaus in Bamberg findet, zweifellos eine der malerischsten und lebhaftesten Gassen in Süddeutschland. Für Klaustrophobiker ist diese Gasse eher schwierig, andere freuen sich nicht zuletzt an der denkmalgeschützten Sandsteinfassade dieses Anwesens und einem, jawohl, hübschen Detail seiner Fassade: einer Mohren-Figur mit Krone, die dem Haus im 17. Jahrhundert einen Namen gegeben hat.

Stopp, darf man das überhaupt schreiben? Folgt man der "Postkolonialen Aktionsgruppe Bamberg", so ist der Name dieses Ladens mehr als nur grenzwertig. "Selbst wenn die Namensnennung des Hauses ursprünglich nicht beleidigend oder verletzend gedacht war, was wir durchaus für möglich halten, ist jedoch der jetzige Sprachgebrauch sowie die Wirkung insbesondere auf Menschen, die von Rassismus betroffen sind, bei der Frage danach zu berücksichtigen, welcher Umgang heute angemessen ist", heißt es in einer Erklärung. Die Ladeninhaber sehen sich Schmähanrufen ausgesetzt, Aufkleber erklären den Hausnamen zur "rassistischen Kackscheiße".

Das finden wiederum andere nicht so richtig angemessen. Sie verweisen darauf, dass die goldverzierte Figur überm Laden eine Krone trage, was nicht unbedingt darauf hinweise, dass es sich um einen Sklaven oder eine irgendwie negativ konnotierte Figur handele. Und sie versuchen anzudeuten, dass im nicht weit entfernten Coburg seit dem 16. Jahrhundert ein Mohr das Stadtwappen ziere, als Hommage an einen weithin verehrten Rittersmann, den Heiligen Mauritius. Einmal in der Historie fanden sich Aktivisten, die den Mohren aus Coburgs Wappen entfernten. Das waren die Nazis.

Als Höhepunkt dieser oberfränkischen "Darf-man-das?"-Debatte sah sich der Bamberger Erzbischof dieser Tage zu einer offenbar nicht satirisch gemeinten Erklärung genötigt: Kursierende Gerüchte, wonach auf Geheiß der Diözese in diesem Jahr keiner der Heiligen Drei Könige schwarz geschminkt werden dürfe, entbehrten jeder Grundlage.

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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