Mitten in Aschaffenburg:Ach, einmal Großstadt sein

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Nur mal angenommen, all die Kommunen am dicht besiedelten Untermain täten sich zusammen? Ein Come together im Großraum? Die Idee hatten schon ganz andere

Kolumne von Olaf Przybilla

In Ermershausen begehen sie heuer das 25. Jahr ihrer Freiheit. 1994 war die Staatsregierung eingeknickt und hatte die Zwangsvereinigung der fränkischen Dörfer Maroldsweisach und Ermershausen für unwirksam erklärt. Auf dass zusammenwachse, was zusammengehört? Nicht mit den Ermershäusern!

Und damit zu den Glattbachern. Ja, das sind auch die, die den Herren Beckenbauer und Breitner in den Siebzigerjahren das Leben lästig gemacht haben. Aus Aschaffenburger Perspektive indes sind die Glattbacher vor allem Dörfler, die auf nicht unsympathische Weise ein Faible für die Stadt bekunden. Glattbach liegt im Norden Aschaffenburgs und zählt etwas mehr als 3000 Einwohner. Etliche davon haben jetzt eine Bürgerinitiative gegründet. Ihr Ziel: Endlich nicht mehr eigenständig sein. Keinen Dorfbürgermeister mehr. Endlich zur Stadt gehören.

Das Main Echo hat sich der Sache angenommen und das Ganze mal ins Große gezogen. Was wäre wohl, wenn nicht nur die Glattbacher, sondern auch die Goldbacher, Hösbacher, Haibacher, Sulzbacher und etwaige andere Bacher und Nicht-Bacher aus dem dicht besiedelten Großraum am Untermain ein Come together in die Wege leiten würden? Dann wäre Aschaffenburg Großstadt, hätte 154 000 Einwohner und berechtigte Ansprüche auf ein Stadttheater mit eigenem Ensemble, eine Universität, einen S-Bahn-Anschluss und womöglich gar den Titel Regierungshauptstadt - weil größer als Würzburg wär man dann auch. Und mit deutlich mehr als 150 000 Einwohnern gar die viertgrößte Kommune Bayerns.

Alles richtig, nur Letzteres werden sie in Wunsiedel mit Skepsis lesen. Auf den Titel viertgrößte Stadt Bayerns nach München, Nürnberg, Augsburg haben sie dort längst ein Auge geworfen und sind, bei allem Respekt, zwei Schritte weiter als die Großstadtaschaffenburger. Wenn's nach einer Wählervereinigung geht, die bei der Kommunalwahl 2020 antritt, so schließen sich demnächst 42 Kommunen zur "Großen Landstadt Fichtelgebirge" zusammen. Einwohner: 160 000. Vierter!

Übrigens und nur mal so: Würden sich Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach - die an den Stadtgrenzen längst zusammengewachsen sind - vereinigen, wären sie Fünfter. Aber nicht in Bayern, sondern in Deutschland. Come together!

© SZ vom 04.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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