Missbrauchsvorwürfe unbegründet:Pfarrer kehrt zurück an den Altar

  • Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat 15 Monate lang gegen einen Pfarrer ermittelt, der Kinder sexuell missbraucht haben soll. Doch die Vorwürfe erwiesen sich als nicht begründet.
  • Das Verfahren wurde eingestellt, der Pfarrer von Heideck am Wochenende wieder in sein Amt eingeführt.
  • Er reagiert besonnen auf die lange Zeit in Untersuchunghaft und wünscht sich "keine Rache oder Vergeltung".

Von Olaf Przybilla, Heideck

Mehr als vier Monate saß der Pfarrer von Heideck in Untersuchungshaft, seit August 2013 war er vom Dienst freigestellt. Wegen des Verdachts, er habe einen Buben sexuell misshandelt, ermittelte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth 15 Monate gegen ihn. Im November wurde das Verfahren eingestellt, ohne dass Anklage erhoben wurde. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass der Vorwurf nicht begründet sei, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Am Wochenende ist der 50-Jährige wieder in sein Amt eingeführt worden.

Schwere Vorwürfe gegen den Geistlichen

In der Pfarrkirche St. Johannes im schmucken mittelfränkischen Städtchen Heideck sind alle Plätze belegt, auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ist gekommen. "Schwerste Vorwürfe" seien gegen den Pfarrer erhoben worden, sagt Hanke, es sei nun seine Aufgabe und ein persönliches Anliegen, "den guten Ruf des Beschuldigten wiederherzustellen". In fünf Fällen, so lautete der Vorwurf, sollte der Geistliche an seiner alten Pfarrei im oberpfälzischen Reichertshofen einen Buben sexuell misshandelt haben.

Der Verdacht bezog sich auf die Zeit zwischen 1998 und 2001, der Bub war zu der Zeit jünger als 14 Jahre, dem Pfarrer hätten bis zu 15 Jahre Haft gedroht. Begründet aber war dieser Verdacht, der sich auf die Aussagen eines einzigen Mannes stützte, nicht. Ein Gutachten kommt zu dem Ergebnis, es sei nicht auszuschließen, dass die Anschuldigungen des jungen Mannes allein auf dessen "Scheinerinnerungen" beruhten.

Die Ermittlungen dauerten 15 Monate

15 Monate stand der Pfarrer unter Verdacht, fast fünf Monate war er in Untersuchungshaft. Dass es so lang gedauert hat mit dem Gutachten, beruhe darauf, dass Verfahrensbeteiligte um einen bestimmten Gutachter gebeten hätten, erklärt eine Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft. Man habe diesen Wunsch erfüllen wollen. Bei dem Sachverständigen aber handele es sich um eine Koryphäe seines Fachs, einen viel beschäftigten Mann. Deshalb sei das gewünschte Gutachten nicht rasch herbeizuschaffen gewesen.

Der Pfarrer meldet sich auch selbst zu Wort bei seiner Wiedereinführung ins Amt. Er berichtet, wie er in den Morgenstunden des 20. August 2013 verhaftet worden ist. Er spricht von "Demütigungen und Vorverurteilungen", die er erlitten habe. Und er dankt für eine "Welle der Solidarität" aus seiner Gemeinde in Heideck. In der Haft verliere ein Mensch nicht nur die Freiheit, sagt er. Es werde ihm auch alles abgenommen, was ihm persönlich gehöre. Die Zeichnungen von Kindern aus der Gemeinde, auch die beigelegten Gebetsbildchen seien für ihn ein Anfang gewesen, "meiner Zelle wieder ein persönliches Gesicht zu geben". Von einem "Sonnenstrahl aus einer anderen Welt" spricht der Pfarrer. Dafür wolle er danken. Sein Leben aber, darauf müsse er sich einstellen, werde "wohl nie wieder so sein wie früher".

Pfarrer will "keine Rache oder Vergeltung"

Auch eine Bitte äußert der 50-Jährige. Er wolle "keine Rache oder Vergeltung". Damit nach mehr als einem Jahr wieder Friede einkehren könne in den betroffenen Gemeinden in Franken und der Oberpfalz. Die Gottesdienstbesucher applaudieren. Wer die Anschuldigungen gegen den Pfarrer erhoben hat, gilt in der oberpfälzischen Gemeinde Reichertshofen als bekannt.

Bischof Hanke spricht von "widrigen Umständen", die dazu geführt hätten, dass das Verfahren so lange nicht abgeschlossen werden konnte. Am Ende aber hätten die Ermittlungen im privaten Bereich des Pfarrers und in der Pfarrei keinen Hinweis darauf erbracht, die "den Tatvorwurf auch nur irgendwie bestätigten könnten", sagt er. Nachdem das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde, sei nun auch das kirchliche Verfahren abgeschlossen worden.

Als "gezeichnet und mitgenommen" beschreibt Hanke den Pfarrer. Pfarradministrator Dominik Pillmayer, der den Pfarrer vertreten hat, will aber auch Fortschritte erkannt haben. Zunehmend gelöst, sagt er, erlebe er den 50-Jährigen. Im November, nach Einstellung des Verfahrens, habe der Pfarrer dagegen Schwierigkeiten gehabt, "das alles zu fassen".

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