Linken-Kandidat Manfred Sambs:Sein Herz schlägt links

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Bezeichnet sich selbst als Marxist: Linken-Kandidat Manfred Sambs.

Lars Brunckhorst

Grafing Der Mann steht links, weit links. "Ich bin ein überzeugter Sozialist und Marxist", sagt Manfred Sambs von sich selbst. "Vielleicht ein Öko-Marxist." Schließlich trinke er ausschließlich Bio-Bier und Öko-Wein und gönne sich - aus Überzeugung - auch schon mal einen Schweinsbraten aus den ökologischen Vorzeige-Landwerkstätten in Herrmannsdorf. Denn der Natur- und Umweltschutz, der Erhalt der Lebensgrundlagen, das sind Anliegen, die dem Grafinger neben sozialer Gerechtigkeit und Frieden in der Welt am wichtigsten sind.

Deshalb saß der ehemalige Jungdemokrat, der in den siebziger Jahren zunächst in die FDP eingetreten war, von 1996 bis 1999 auch für die Grünen in einem Bezirksausschuss im Münchner Norden, obwohl er damals bereits DKP-Mitglied war und das den Grünen nach seiner Schilderung auch bekannt war. Der Wehrdienstverweigerer und erklärte Pazifist kehrte der Öko-Partei jedoch den Rücken, als die damalige rot-grüne Bundesregierung die Beteiligung am Jugoslawienkrieg beschloss.

Jetzt kandidiert der inzwischen 56-Jährige wieder für ein politisches Gremium: den Bezirkstag und dieses Mal für die Partei Die Linke, die erstmals im Landkreis zu einer Wahl antritt. Weltverbesserung ist da für den Mann, der gerne alles im großen Ganzen sieht und von den eigenen Ernährungsgewohnheiten über den Hunger in der Welt und die Klimakatastrophe bis zu den aktuellen Kriegen kommt, ebenso schwer möglich wie damals im Bezirksausschuss. Das weiß auch Sambs, selbst wenn er sogleich wieder einen großen Bogen spannt: "Wir sind nicht frei von dem, was in Afghanistan passiert. Da wird das Geld ausgegeben, das dem Bezirk fehlt. Das anzusprechen, gibt es auch im Bezirkstag Gelegenheit."

Dass er freilich kaum dazu Gelegenheit haben wird, das weiß der Kandidat selbst. Mit Listenplatz 20 sind seine Chancen viel zu gering, in den Bezirkstag gewählt zu werden. "Ich werde da nicht dabei sein", gibt er zu. "Aber ich kämpfe darum, dass wir drin sind." Denn gerade der Bezirk, der überörtlicher Sozialhilfeträger ist und in dessen Zuständigkeit Behindertenwerkstätten und psychiatrische Krankenhäuser fallen, brauche eine starke Linke, die für soziale Gerechtigkeit eintrete, findet Sambs.

Zu den Linken hat der unverheiratete Freiberufler und Hausmann, der 2003 von München nach Grafing zog, über die WASG gefunden, die er im Landkreis mitbegründete. Nach dem Zusammenschluss der Wahlalternative mit der PDS zur Linken war er kurze Zeit sogar deren Kreisvorsitzender. Anfang des Jahres legte er das Amt allerdings nieder, nachdem es Unklarheiten wegen seiner Parteimitgliedschaft gab. Sambs wollte weiterhin der DKP angehören, eine Doppelmitgliedschaft ist laut Satzung aber ausgeschlossen.

Um seine Parteizugehörigkeit macht der Grafinger auch heute noch ein Geheimnis. "Ich sehe das nicht so eng", sagt er auf Fragen, ob er noch immer der DKP angehöre. "Und wenn ich ausgetreten wäre, würde ich es auch nicht sagen, um die Partei nicht zu schwächen." Denn wichtig ist ihm, der die "Junge Welt", das frühere Zentralorgan der FDJ in der DDR, liest und der zu Hause zwei Mao-Statuen stehen hat, dass alle linken Kräfte zusammenhalten.

"Es ist ja das Dilemma der Linken und der Arbeiterbewegung, dass sie immer zersplittert sind", seufzt Sambs. Gegenwärtig zählt etwa der Linke-Kreisverband Ebersberg/Erding nach eigenen Angaben gerade mal 25 Mitglieder im Landkreis. Zu politischen Veranstaltungen trifft sich jedoch gerade einmal eine Handvoll Leute. Sambs ist dennoch nicht mutlos. Die Linke hält er durchaus für breite Bevölkerungsschichten für wählbar. "Wir sind keine Partei nur für Hartz-IV-Empfänger, sondern für alle unterhalb des Großkapitals", sagt er. Und noch etwas macht ihm Mut: der Zuspruch vieler Menschen an den Infoständen. "Es war noch nie so leicht, in Bayern ein Linker zu sein. Früher hieß es: Geh doch rüber! Das ist jetzt anders."

© SZ vom 10.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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