Lehrpläne:Sexualkundeunterricht wird deutlich moderner

Lesezeit: 1 min

  • Der Sexualkundeunterricht an den bayerischen Schulen soll zeitgemäßer werden.
  • Ein Jahr lang überarbeiteten Experten die Regeln aus dem Jahr 2002.
  • Die neuen Richtlinien sollen in den nächsten Wochen in Kraft treten. Doch es liegt an den Lehrern, wie viel von den Inhalten tatsächlich bei ihren Schülern ankommt.

Von Anna Günther, München

Der Sexualkundeunterricht im Freistaat ist in der Moderne angekommen. Jedenfalls schon mal auf dem Papier. In der neuen Version der bayerischen Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung, die am Donnerstag im Landtag vorgestellt wurde, sind neue Schwerpunkte gesetzt worden: Die Prävention vor sexuellem Missbrauch wird künftig noch wichtiger, außerdem sollen Lehrer schon den Jüngsten kritischen Umgang mit sexualisierten Bildern in den Medien beibringen und fragwürdige Rollen- oder Körperbilder hinterfragen.

Das Thema Geschlechterrollen und Identitätssuche war bisher auf die klassische Familie und Homosexualität beschränkt. Im neuen Konzept wird diesem Themenkomplex ein eigenes Kapitel gewidmet und mit einem Imperativ an die Lehrer belegt: "Die Vielfalt der Lebensformen und die Themen Hetero-, Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität werden dabei vorurteilsfrei von der Lehrkraft angesprochen."

Sexualkunde
:Hetero und Homo - fehlt da nicht was?

Nach 14 Jahren soll der Aufklärungsunterricht in Bayern reformiert werden. Die Grünen hoffen auf mehr Offenheit.

Von Anna Günther

Es kommt auf den Lehrer an

Freies Entdecken der eigenen Sexualität sei wesentlich für das Glücklich- oder Unglücklichsein und die entsprechende Aufklärung daher in jedem Fall Aufgabe der Schule, sagte Wolfgang Ellegast im Bildungsausschuss, der das Projekt im Ministerium betreut hat. Ein Jahr lang überarbeiteten Experten die Regeln aus dem Jahr 2002. Die neuen Richtlinien sollen in den nächsten Wochen in Kraft treten, sind für alle Pädagogen bindend und stehen als Inhaltsvorgabe sogar über den Lehrplänen.

Opposition und CSU waren sich einig, dass es bei Sexualerziehung mehr als sonst auf den Lehrer ankommt. Nur, bis die Moderne in allen Köpfen ankommt, dürfte es dauern. Denn nicht nur Inhalte zu Geschlechteridentität und Rollen sind neu, sondern auch, wie offen und intensiv damit umgegangen werden soll. "Klar, dass das nicht von heute auf morgen geht", sagte Ellegast.

Das Ministerium setzt auf Fortbildungen: Ein Online-Kurs und Flyer sollen schnell helfen, bis allerdings alle Lehrer erreicht werden, dürften noch Jahre vergehen. Umso wichtiger seien die Familienberater an allen Schulen. Aufgabe dieser Lehrer ist es schon jetzt, Kontakt zu den Aufklärungs- sowie Hilfsstellen zu halten und Fälle von sexuellem Missbrauch zu erkennen. Sie sollen Ansprechpartner für ihre Kollegen sein. "Diese Berater werden zuallererst fortgebildet, sie sind uns jetzt die Wichtigsten", sagte Ellegast.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Umfrage
:So lieben und verhüten Jugendliche

Jugendliche haben immer früher Sex und keine Ahnung von Verhütung? Eine Umfrage widerlegt diese Klischees - wenn man den Befragten glauben kann.

Von Barbara Vorsamer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: