Lauf:Des Kaisers Wasserschloss

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Die Residenz in Lauf an der Pegnitz, für Karl IV. einst von großer strategischer Bedeutung, moderte vor sich hin. Für 1,4 Millionen Euro vom Freistaat renoviert, soll die Burg nun zur kulturellen Begegnungsstätte werden

Von Olaf Przybilla, Lauf

Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte, so beschrieb Schiller das historische Urteil über Wallenstein. Über Kaiser Karl IV. hätte er das sicher ähnlich formulieren können, auch der unterliegt bis heute den unterschiedlichsten Perspektiven. In Tschechien etwa kennt ihn jedes Schulkind: Karl, das war der Mann, der die erste Universität nördlich der Alpen gründete, Prag zur Residenzstadt ausbaute und für deren Glanz verantwortlich zeichnete wie kaum ein anderer. In Nürnberg ist das etwas anders, da kennt man Karl als den Kaiser, in dessen Zeit die Goldene Bulle fällt, das erste Reichsgrundgesetz. Dort aber weiß man auch um die dunklen Seiten dieses Mannes, der für eines der schlimmsten Judenpogrome des Mittelalters - in Nürnberg - seine Hand reichte. Mit dem fränkischen Städtchen Lauf wiederum dürften die wenigsten Karl verbinden. Das soll sich jetzt ändern.

Dass selbst Eingeweihte nicht gleich an ein Wasserschloss an der Pegnitz denken, wenn es um Karl IV. geht, liegt wohl auch an der Geschichte dieses Gebäudes. Schon der Name, das Laufer "Wenzelschloss", scheint erst mal nicht auf einen der bedeutendsten Kaiser des Hochmittelalters hinzudeuten, es sei denn, man wüsste, dass Karl unter dem Taufnamen Wenzel auf die Welt kam. Am französischen Hof erzogen, übernahm er den Namen seines Onkels, in Anlehnung an Karl den Großen. Für den Mann aus Böhmen war das Schloss an der Pegnitz von hoher strategischer Bedeutung. An der Goldenen Straße zwischen Prag und Nürnberg gelegen, baute er das frühere Reichsgut der Staufer zur westlichen Residenz seines Territoriums aus: Von dort aus sind es an der Pegnitz entlang keine 20 Kilometer mehr bis Nürnberg, in jene Stadt also, die Karl etwa vier Dutzend Mal besuchte. Lauf, das war ein relevanter Ort auf der Herrschaftskarte des 14. Jahrhunderts. Was nicht so bleiben sollte.

An der Brücke über den Burggraben des aufgefrischten Wenzelschlosses finden Besucher bereits ein paar kurze Informationen über Kaiser Karl IV. (Foto: Olaf Przybilla)

Immerhin Sitz eines Amtsgerichts war das Schloss zunächst noch, der Glanz aber war dahin. Dafür wurde es 1985 wenigstens ein bisschen lebendig in Karls Kaiserburg, als Studenten der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste dort ihr Quartier bezogen. Im Gemäuer deutet heute noch einiges auf diese Zeit, "Kunst hilft" verkündet etwa ein Aufkleber gleich neben dem Kaisersaal. Auch die Namensschilder von Kunstprofessoren hängen dort noch, auch wenn die mitsamt ihren Studenten längst in den Nürnberger Reichswald umgezogen sind, in den Neubau der Akademie. Was aus dem Schloss in Lauf werden soll, ist seither nicht ganz klar. Seit Freitag aber steht wenigstens fest, dass der Verfall gestoppt ist. Und, das ist Finanzminister Markus Söder ganz wichtig, dass in den restaurierten Sälen jetzt "auch geheiratet werden kann". Wie in der Nürnberger Kaiserburg, was ebenfalls auf Söders Idee zurückgeht und sich seither tatsächlich zu einem bevorzugten Hochzeitsort in Franken entwickelt hat.

1,4 Millionen Euro hat der Freistaat in die Restaurierung von Wappen- und Kaisersaal investiert, am Freitag riecht es dort noch etwas nach Farbe, aber man schaut in viele glückliche Gesichter. Der Laufer Bürgermeister Benedikt Bisping, Mitglied der Grünen, sagt, er sei "bewegt", das erleben zu dürfen. So viele Jahre habe man gekämpft gegen den drohenden Niedergang und nicht gewusst, wie es weitergeht mit dem Wasserschloss mitten in der Stadt. Und klar, man könne der derzeit in Prag und von Herbst an in Nürnberg zu sehenden Landesausstellung über Karl keine Konkurrenz machen. Immerhin aber zu einer kleinen Ausstellung über Kaiserburgen hat es zum 700. Geburtstag Karls gereicht, bis März 2017 soll sie im Schloss zu sehen sein. Und womöglich, das hofft Bisping, könnte man ja sogar mal "eine bayerisch-tschechische Kabinettssitzung" in den Kaisersaal lotsen. Söder sagt dazu nichts, verspricht aber eine "kulturelle Begegnungsstätte" in der aufgehübschten Burg. Konkreter wird er nicht, man arbeite da erst noch an "Konzepten".

Das Wenzelschloss ("Kaiserburg") in Lauf an der Pegnitz wurde für 1,4 Millionen Euro vom Freistaat renoviert. (Foto: Olaf Przybilla)

Immerhin ein paar kurze Informationen über das Schloss finden Besucher jetzt schon an der Brücke über den Burggraben. Die allerdings sind noch ausbaufähig. Dass Karl jener Mann ist, ohne den es den Nürnberger Hauptmarkt in seiner heutigen Form wohl nicht gäbe - Karl gab der Stadt den Freibrief zur Zerstörung eines jüdischen Viertels -, steht dort ebenso wenig wie anderes Grundsätzliches über das Leben dieses Herrschers aus Böhmen.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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