Landshuter Hochzeit:Nur der Himmel weinte

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2400 Laiendarsteller schlüpfen in historische Gewänder und erinnern an die Vermählung des bayerischen Herzogs mit der polnischen Königstochter. Nur das Wetter spielte nicht mit.

Nach monatelangen Proben und Vorbereitungen hat es zum Auftakt statt einer stimmungsvollen Sommernacht erst einmal kräftige Schauer gegeben. Zum Bedauern der klitschnassen Besucher auf den Tribünen wurden die abendlichen Festspiele der Landshuter Hochzeit bei der Premiere am Samstag wegen Starkregens nach einer Stunde abgebrochen.

100.000 Zuschauer verfolgten den Festumzug am Sonntag. Im Bild: Die Darstellerin der polnischen Königstochter. (Foto: Foto: ddp)

Dabei hatte sich einige Stunden vorher noch ein prächtiger Hochzeitshimmel über Landshut gewölbt. Schon am Samstagnachmittag waren tausende Besucher in die Altstadt gepilgert, um als erste das einzigartige Flair dieser Veranstaltung zu erleben. Als die Fürsten mitsamt dem Brautpaar am Abend auf der Festwiese einzogen, öffneten sich die Schleusen.

Mehr Glück mit dem Wetter hatten die Veranstalter dann am Sonntagnachmittag bei der Premiere des historischen Festumzugs. Schätzungsweise 100.000 Besucher verfolgten das Spektakel in der Landshuter Innenstadt.

Fast 2400 speziell dafür ausgewählte Laiendarsteller waren in originalgetreue Gewänder von Fürsten, Edeldamen, Reisigen, Stadtknechten, fahrendem Volk und Bannerträgern geschlüpft und erinnerten auf diese Weise an die strahlende Vermählung des Herzogs Georg von Landshut mit der polnischen Königstochter Jadwiga im Jahre 1475. Diese Hochzeit war damals von allergrößter politischer Brisanz und lockte Prominenz aus ganz Europa an, darunter auch den mächtigen Kaiser Friedrich III.

Im Jahr 1903 beschlossen die Landshuter, diese einmalige Hochzeit alle vier Jahre nachzuspielen. Daraus entwickelte sich mit der Zeit eines der größten historischen Feste in Europa. In den kommenden drei Wochen werden in Landshut bis zu 700.000 Besucher aus aller Welt erwartet.

Schon am frühen Morgen hatten sich am Sonntag Schaulustige die besten Plätze entlang der Straßen gesichert. Sie harrten bei wechselhaftem Wetter stundenlang aus, um den Festzug aus nächster Nähe zu sehen. Bis zum 19.Juli stehen neben den farbenfrohen Umzügen an den Sonntagen viele weitere Veranstaltungen auf dem Programm, beispielsweise Tanzspiele, Lagerleben, mittelalterliche Konzerte und Tänze, außerdem Ritterturniere und nächtlicher Mummenschanz. Schauplätze der Feierlichkeiten sind die Altstadt, die Burg Trausnitz, der mittelalterliche Zehrplatz auf der Grieserwiese und der Renaissancebau der Stadtresidenz.

Auch Besucher ohne Karten müssen auf die mittelalterliche Atmosphäre keinesfalls verzichten. Die ganze Stadt sinkt atmosphärisch zurück ins Jahr 1475, eine große Attraktion sind mittlerweile auch die nächtlichen Feste auf den in der Altstadt aufgebauten Tribünen.

Die Vorbereitungen für die Landshuter Hochzeit kosteten 1475 ein Vermögen. Auch diesmal geht es um viel Geld. Wie das Spektakel im Mittelalter ist das Historienfest zu einem Akt der Superlative geworden - mit allen Freuden und Problemen, die damit einhergehen.

© SZ vom 29.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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