Landgericht Nürnberg:Mann ersticht fünfjährigen Sohn im Wahn

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  • Ein psychisch kranker Mann soll seinen fünfjährigen Sohn im Wahn umgebracht haben. Nun steht er wegen Mordes vor dem Landgericht in Nürnberg.
  • Er wird voraussichtlich nicht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Prozess geht es um die Frage, ob er in einem Krankenhaus untergebracht wird.

Was dem Mann vorgeworfen wird

Wegen Mordes an seinem fünfjährigen Sohn mit zahlreichen Messerstichen muss sich ein psychisch kranker Mann vor dem Landgericht in Nürnberg verantworten. Der 32-Jährige gab die Tat bei Prozessbeginn zu.

Er hatte währenddessen auch eine Tonaufnahme mit seinem Handy gemacht, die vor Gericht abgespielt wurde. "Ein Live-Mitschnitt von der Tat. Das ist mit Abstand das Schrecklichste, was wir je gehört haben", sagte der Vorsitzende Richter Gerhard Neuhof. Viele Zuschauer verließen den Saal, während die Aufnahme abgespielt wurde.

Welche psychische Krankheit er hat

Laut Anklage hat der 32-Jährige eine schizophrene Psychose. Er sagte, er habe sich schon lange "von seinem Umfeld" verfolgt gefühlt. Er habe Angst gehabt, "eingesperrt und gequält" zu werden. Schon früher war er in psychiatrischer Behandlung.

Der Mann wird wegen seiner Wahnvorstellungen voraussichtlich nicht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. In dem Prozess geht es darum, ob der Mann in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird.

Was die Rechtsmediziner feststellten

Das Kind war im Mai 2014 in Oberasbach (Landkreis Fürth) getötet worden. Die Rechtsmediziner stellten an der Leiche 86 Stiche und Schnitte fest. "In meiner Erinnerung waren es deutlich weniger", sagte der Angeklagte mit gebrochener Stimme. Vor der Tat hatte der Mann sein Kind die ganze Nacht wach gehalten und es mit Fragen traktiert.

Auch diese "Verhöre", wie er sagt, nahm er mit dem Handy auf. Er wollte aus dem Jungen herausbekommen, ob die Mutter ihm den Umgang mit seinem Sohn verbieten wollte. Als die Anwältin der Mutter wenig erfolgreich versucht, aus dem Angeklagten herauszubekommen, wie die Tat mit seinen Wahnvorstellungen zusammenhängt, weist Richter Neuhof darauf hin, dass man das mit Logik nicht verstehen kann.

Am Morgen habe er den Fünfjährigen dann aufgefordert, ins Bad zu gehen und sein Oberteil auszuziehen. Mit einem Küchenmesser stach er dann auf das Kind ein. Auf der Tonaufnahme hört man das Kind schreien. Dann die Stimme des Angeklagten: "Es tut mir so leid", sagt er und flüstert: "Ich hab dich so lieb gehabt." Knapp zwei Stunden danach ruft der Mann beim Bundesnachrichtendienst und dem Landeskriminalamt in Stuttgart an und meldet die Tat. Die Beamten aus Baden-Württemberg verständigen daraufhin die Polizei in Mittelfranken, die den 32-Jährigen kurz darauf festnimmt.

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