Kratzers Wortschatz:Wo Bayern very british klingt

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Nicht nur das moderne Deutsch ist stark angereichert mit Anglizismen. Sondern auch viele bayerische Mundartbegriffe klingen very british - ob das nun der Bulldog, der Foam oder die Mantschästerhosn ist.

Kolumne von Hans Kratzer

Mantschästerhose

Die deutsche Sprache ist stark angereichert mit modernen Anglizismen. Unabhängig davon klingen aber auch viele bayerische Mundartbegriffe "very british". Etwa der Bulldog, wie der Traktor hie und da noch genannt wird, ausgehend von einem alten Lanz-Modell aus den 20er Jahren, dessen Motor Ähnlichkeit mit dem Gesicht einer Bulldogge hatte. Diese Maschinen waren so populär, dass in Bayern schließlich alle Traktoren und Ackerschlepper Bulldog genannt wurden. Auch der Bierschaum wird in Südbayern nach englischem Vorbild vereinzelt noch Foam genannt. Nicht zu vergessen die legendären ou-Laute in der Oberpfalz, die allerdings in Deutschland weniger Ansehen genießen als die ähnlich klingenden Vokalverdumpfungen in den Werken Shakespeares oder in den Ansprachen der Queen. Neulich wurde in einem oberbayerischen Friseursalon ein Wort erwähnt, das ebenfalls in diese Kategorie passt. Ein Kunde erzählte, er hege die Absicht, sich "in Minga so a Mantschästerhosn zu kaufen". Dieses Wort, das eine Breitcordhose benennt, hängt unüberhörbar mit der englischen Stadt Manchester zusammen. Im Bairischen spricht man das Wort aber nicht wie die Briten aus, sondern so, wie man es schreibt. Es wird also nicht die erste Silbe betont, sondern der Buchstabe ä. Diese strapazierfähigen Hosen wurden zuerst in Manchester produziert, der Cordstoff heißt in der Modebranche bis heute Samtmanchester. In der Mundart wurde daraus die Mantschästerhose.

mit Fleiß

Ex-Profifußballer Mani Schwabl, jetzt Präsident der SpVgg Unterhaching, hat neulich in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" rückblickend beteuert, er habe in einem Spiel des FC Bayern, in dem er eine todsichere Chance vergeben hatte, ja "nicht mit Fleiß danebengschossen". "Mit Fleiß" ist eine interessante Wendung. Sie ist meistens in einen Vorwurf eingebettet: "Das hat er mit Fleiß gemacht!" Zu hören ist auch die Erweiterung "grad mit Fleiß" oder die Alternativform "z'Fleiß". Wer etwas mit Fleiß oder z'Fleiß tut, dem unterstellt man böswillige Absicht, Hinterlist, ja sogar Boshaftigkeit. Was den Fußball betrifft, widerspricht es dem Sinn dieses Geschäfts, mit Fleiß danebenzuschießen, es geht um zu viel Geld.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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