Kratzers Wortschatz:Schon die Komantschen konnten pantschen

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Das Pantscherl ist in Österreich eine Liebelei, eine Affäre. In Bayern dagegen ist der Millipantscher bekannt. Und der ist gar nicht beliebt

Pantscherl

Laut den im Sportteil veröffentlichten Aussagen ehemaliger Rennläuferinnen hat es in den 70er-Jahren im Österreichischen Skiverband sexuelle Übergriffe von Trainern, Betreuern und Kollegen gegeben. "Wenn so etwas jetzt vorfallen würde, würden wir dazwischenfahren und kurzen Prozess machen", sagte Peter Schröcksnadel, der Präsident des Skiverbands. In seiner Zeit sei ihm nie etwas über sexuelle Übergriffe zu Ohren gekommen. "Das eine oder andere Pantscherl" könne er aber nicht ausschließen. "Aber ein Pantscherl ist ja auch kein Übergriff." Unter einem Pantscherl (Panscherl) versteht man in Österreich eine Liebelei, eine Affäre. Laut dem "Wörterbuch der Alltagssprache in Österreich" bedeutete das Wort ursprünglich: ein Mann und eine Frau, die nicht zusammenpassen. In Bayern wird das Verb pantschen dagegen verwendet, wenn zum Beispiel Getränke vermischt und dadurch verfälscht werden. Sehr beliebt war früher das Millipantschen. Dabei wurde die Milch heimlich mit Wasser gestreckt, damit sie beim Verkauf mengenmäßig einen größeren Ertrag brachte. Von daher rührt das Schimpfwort Millipantscher. Dass ein Pantscher auch eine Watschn sein kann, beweist das alte Lied von Hermann Leopoldi, in dem eine Squaw einem zudringlichen Sioux mit ihrem strengen Vater droht: "Als Häuptling der Komantschen/wird er dir eine pantschen."

zeckerlfett

Die Chamer Zeitung hat uns mit einem lustig klingenden neuen Wort überrascht. Im Bericht über das Aufstellen des neun Meter hohen Weihnachtsbaums auf dem Marktplatz hieß es, bei dessen Anblick fiele dem Betrachter "das hübsche bayrische Wort zeckerlforst" ein. Auch in der Überschrift wird der "zeckerlforste Weihnachtsbaum" hervorgehoben. Leider ist dieses Adjektiv in keinem Wörterbuch zu finden. Vermutlich hat der Autor zeckerlfett (zeckerlfeist) gemeint. Wer zeckerlfett ist, der ist sehr gut genährt und entsprechend dick. Zeckerlfett bildet den Vergleich mit einem Zeck ab, der sich mit Blut vollgesaugt hat.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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