Kratzers Wortschatz:Ohne Buiva ist der Wiesngast arm dran

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Warum am zweiten Montag des Oktoberfests früher häufig gerauft wurde und was Besuchern ohne das nötige Kleingeld auf dem größten Volksfest der Welt blüht

Maurermontag

Zur Realität auf der Wiesn gehören auch Stänkereien, Schlägereien und Messerstechereien. Und doch passiert inmitten dieser Zusammenballung von Millionen Menschen auf so engem Raum vergleichsweise wenig Schlimmes. Da ging es früher rabiater zu. Der zweite Montag auf der Wiesn trägt den Traditionsnamen Maurermontag. An diesem Tag strömten nämlich die Maurer und Handwerksgesellen in die Zelte. Dass die Maurer auf der Wiesn eine stattliche Größe bildeten, lag daran, dass in den 50er Jahren wegen der Kriegsschäden viel gebaut wurde. Die Baufirmen füllten damals am zweiten Wiesnmontag die Zelte. Der Maurermontag war berüchtigt, da es viele Schlägereien gab. Der 2011 gestorbene Wiesnwirt Willy Heide blickte einmal in einem SZ-Interview mit Schaudern an diese Zeit zurück. "Den Maurermontag haben wir gefürchtet", sagte Heide. Die Maurer haben viel vertragen, aber wenn sie dann das Bier spürten, zettelten sie oft Streithändel an. "Und dann hams gerauft - aber wie", erinnerte sich Heide. Dazu kam, dass es auf der Wiesn noch nicht so viele Ordner gab wie heute. Wenn es brenzlig wurde, waren sie überfordert. Hundertschaften Schutzpolizei mussten einschreiten, bis wieder Ruhe einkehrte. Auch Festwirt Michael Schottenhamel bestätigt, dass es früher mehr Schlägereien gab. "Am Maurermontag hat sich kaum eine Frau auf die Wiesn getraut, weil es da so derb zuging." Heute hat das Sicherheitspersonal die Lage besser im Griff, und so kann der friedliche Gast wohl auch an diesem Maurermontag unversehrt die Freuden der Wiesn genießen.

Buiva

Rainer Maria Schießler ist Pfarrer im Münchner Glockenbachviertel und bedient überdies in einem Wiesnzelt die Gäste. Ob er das wegen dem Geld mache, fragte ihn am Samstag ein Radioreporter. Ganz im Gegenteil, antwortete Schießler. "Ich würde nie auf die Wiesn wegen dem Geld nausgehn. Wir Pfarrer ham ausreichend Buiva", sagte Schießler, "wir verdienen gut." Der Pfarrer, der noch Münchnerisch spricht, griff hier auf das schöne Wort Buiva zurück, es zählt zu den vielen Synonymen, die das Bairische für das Wort Geld kennt. Neben Buiva (Pulver) könnte man noch Flins, Gerstl und Diridari nennen. Sicher ist eines: Wenn einer koa Buiva hat, ist er auf der Wiesn arm dran. Dann kann er höchstens Noagerl trinken und bei Pfarrer Schießler seelischen Trost erbitten.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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