Bräu
Wirtshäuser, die den Bestandteil Bräu im Namen führen, werden in Zeitungen häufig als "das Bräu" bezeichnet. "Das alteingesessene Unionsbräu", war kürzlich in einem Bericht über das Traditionswirtshaus in der SZ zu lesen. Nach allen gängigen Regeln des Bairischen ist das Neutrum in diesem Fall nicht angebracht. Demnach käme "das Bräu" nur dann zur Anwendung, wenn ein Bier aus einer bestimmten Brauerei gemeint ist: das Löwenbräu, das Paulaner, das Spatenbräu ... In allen anderen Fällen ist das Maskulinum vorzuziehen. Der Bräu ist zum einen der Brauereibesitzer oder der Gastwirt einer Bräuschenke. Auch die Brauerei hat das männliche Geschlecht (der Spatenbräu). Wirtshäuser mit entsprechendem Namen heißen ebenfalls der Bräu: der Flötzinger Bräu in Rosenheim, der Unionsbräu in Haidhausen, der Starnbräu in Tölz. Da aber viele Medien trotzdem das Neutrum verwenden, muss es als künftiger Standard betrachtet werden. Grob gesagt, setzt sich hier eine umformatierte Bairischregel von Isarpreißn durch.
Zanimeter
Es gibt Begriffe, die eine eigene Kategorie im Zwischenreich von Dialekt und Standardsprache bilden. Ein solches Wort ist Namidog (Nachmittag). "Heid Namidog fahr ich in die Stadt zum Shoppen", sagte neulich eine vornehme Dame im Café. Ähnlich verhält es sich mit dem Wort Zanimeter (Zanimedda, Zentimeter). Zurzeit sorgen die Polder entlang der Donau für politischen Streit. Sie sollen die Dämme entlasten. "Da spielen ein paar Zanimeter eine Rolle", sagte ein Kollege. Vor allem Handwerker verwenden dieses Wort. "An Zanimedda hi oder her", sagen die Zimmerer, und bei mehr als einem Zanimedda, "da fehlts glei um die Neihauser Strass". Gemeint ist die Neuhauser Straße, die heute als Münchner Fußgängerzone dient. Kürzlich war die stets auf modische Originalität achtende Kulturmanagerin Birgitt Binder zu Gast im Sender BR-Heimat. Der Moderator Rudi Küffner staunte so sehr über ihre Ohrhänger, dass er sie den Radiohörern plastisch beschrieb: "Die san in pink und ham guade vier Zanimeter Durchmesser!"